Freiwillige Mehrleistung belohnen

Energie- und Arbeitskräftekrise sind derzeit die größten Problemfelder der heimischen Industrie und standen auch beim traditionellen Advent-Empfang der IV-OÖ in der Linzer Brauerei im Mittelpunkt.

Das Jahr 2022 sei völlig anders verlaufen als es von der OÖ. Industrie erwartet wurde, erklärte IV-OÖ-Präsident Stefan Pierer beim traditionellen IV Advent-Empfang, der Ende November erstmals nach zweijähriger Corona-Pause wieder über die Bühne ging. „Nach zwei Jahren pandemiebedingter Einschränkungen gab es die Hoffnung auf ein starkes Wachstumsjahr mit weniger Problemen. Gekommen ist es leider völlig anders“, so Pierer im voll besetzten Veranstaltungssaal der Linzer Brauerei in der Tabakfabrik. Der Ukraine-Krieg habe eine Energiekrise verursacht, die Inflation explodieren lassen und zu einem Totalversagen der EU geführt: „Wenn man völlig richtige Sanktionen gegen Russland beschließt und umsetzt, muss man sich darauf vorbereiten, die Auswirkungen abzufedern. Genau das ist aber nicht passiert“, kritisierte der IV-OÖ-Präsident. Nun versuche jeder einzelne EU-Mitgliedsstaat, eine eigene, nationale Lösung für die Energiekrise zu finden.

Verlust der Wettbewerbsfähigkeit

Für Pierer stand damit fest, dass alles unternommen werden müsse, um die Wettbewerbsnachteile der heimischen Industrie zu reduzieren; dennoch müsse man sich in Österreich langfristig auf Energiekosten einstellen, die um das Zwei- bis Zweieinhalbfache über jenen vor der Energiekrise liegen. „Die Vereinigten Staaten kämpfen zwar ebenso wie Europa mit einer hohen und mittlerweile wieder abnehmenden Inflation, die Energiekosten sind dort aber weiterhin so niedrig wie vor der Energiekrise.“

Auch die indische Volkswirtschaft werde von den international höchst unterschiedlichen Energiepreisen massiv profitieren, lediglich die Zukunft Chinas sei schwer einzuschätzen. „China erlebt derzeit eine Zeitenwende“, erklärte Pierer, „die kommunistische Partei greift wieder massiv in das Wirtschaftsgeschehen ein. Die Auswirkungen der Covid-Lockdowns und des geringen Wirtschaftswachstums werden wir auch im exportorientierten Europa zu spüren bekommen.“

Industrie braucht Planungssicherheit

Diese Einschätzung des IV-OÖ-Präsidenten teilte auch Standortlandesrat Markus Achleitner in seinem Statement und bezeichnete es als eine Blamage für die EU, dass sich die Energieminister am 24. November nicht auf einen Gaspreisdeckel einigen konnten: „Da nun Deutschland eine milliardenschwere Gas- und Strompreis-Bremse angekündigt hat, muss aufgrund der engen Verzahnung mit unserem wichtigsten Wirtschaftspartner auch Österreich rasch handeln. Auch wenn noch nicht klar ist, wie Deutschland diese Maßnahmen konkret umsetzen will, muss der Bund die entsprechenden Vorbereitungen treffen, um rasch handeln zu können“, betonte Achleitner.

Wertschöpfungsverlust durch Arbeitskräftemangel

Als zweites dominantes Thema für das Industrieland Oberösterreich sprach Pierer den massiven Arbeitskräftemangel an. „In den nächsten zwölf Jahren werden österreichweit rund 540.000 Fach- und Arbeitskräfte fehlen“, so Pierer, der erneut viel stärkere steuerpolitische Anreize forderte, „damit sich Leistung wieder lohnt in unserem Land: Den Wohlstand, den die letzten zwei Generationen mit Arbeit aufgebaut haben, erhalten und bauen wir nicht mit ‚Work-Life-Balance‘ aus, sondern nur mit Engagement und freiwilliger Mehrleistung bei entsprechender Entlohnung.“

Es müssten alle Potenziale am Arbeitsmarkt gehoben werden, damit die Industrie auch in Zukunft in Österreich investieren kann. „Unser Maßnahmenpaket enthält deshalb zehn schnell umsetzbare Maßnahmen. Sie gelten für Menschen im besten Erwerbsalter, die Überstunden leisten oder von Teilzeit in die Vollzeit wechseln wollen genauso wie für Personen, die weiterarbeiten, obwohl sie bereits das Regelpensionsalter erreicht haben“, so Pierer, der abschließend betonte: „Unser Wohlstand lässt sich angesichts des anstehenden demografischen Wandels nur durch Mehrleistung und qualifizierte Zuwanderung erhalten!“