Oberösterreich hat sich das Ziel gesetzt, zu den Top-10-Industrieregionen Europas aufzuschließen. Der Regional Competitiveness Index (RCI) bietet eine hervorragende Möglichkeit, die europäischen Regionen in ihrer Wettbewerbsfähigkeit anhand von 74 Indikatoren zu vergleichen und daraus sowohl die Stärken als auch Aufholpotenziale für Oberösterreich abzuleiten. In seinem jüngsten Update 2019 gelingt Oberösterreich die stärkste Rangverbesserung aller Regionen; mit hoher Konsequenz bei den Maßnahmen mit den stärksten Hebelwirkungen ist ein Aufstieg zu den Spitzenregionen bis 2030 durchaus möglich.
Der Anfang Oktober 2019 veröffentlichte neue RCI analysiert und bewertet die Wettbewerbsfähigkeit von insgesamt 268 europäischen Regionen. Der nun vorliegende RCI 2019 ist bereits die vierte Ausgabe des Rankings, das im Intervall von 3 Jahren aktualisiert und erstmals 2010 publiziert wurde. Die Struktur des RCI 2019 ist im Wesentlichen ident zu den Vorgängerversionen, der Aufbau gliedert sich in drei Sub-Indizes, die aus mehreren Säulen bestehen. Dabei erfolgt die Erstellung des Rankings auf der Basis von insgesamt 74 Indikatoren, die zu elf Säulen zusammengefasst werden, die wiederum in drei Sub-Indizes aufgeteilt sind. Im Vergleich zur letzten Version wurden in der aktuellen Ausgabe des RCI einige Modifizierungen bei der Zusammenstellung der Indikatoren durchgeführt. Insgesamt wurden acht neue Indikatoren verwendet bzw. im Vergleich zum RCI 2016 ausgetauscht.
Von den insgesamt 268 EU-Regionen, die im RCI anhand der 74 Indikatoren bewertet wurden, schnitt am besten und damit auf Rang eins des Rankings die Region Stockholm ab. Die schwedische Hauptstadt, im RCI 2016 noch auf Rang vier ausgewiesen, löst damit die London Area als wettbewerbsfähigste Region in der EU ab. Nach Stockholm und London Area folgt die niederländische Region Utrecht, die in den RCI-Ausgaben 2010 und 2013 das Ranking anführte. Großbritannien ist mit drei Regionen am häufigsten in den Top-10 des RCI vertreten; zwei Top-10 Regionen liegen in den Niederlanden (Utrecht, Flevoland/Noord-Holland). Komplettiert werden die Top-10 des RCI 2019 mit den Regionen Hovestaden (Dänemark), Luxemburg, Oberbayern (Platz 8 im Gesamtranking) sowie der finnischen Hauptstadtregion Helsinki-Uusimaa. Die besonders wettbewerbsfähigen Regionen finden sich insbesondere im Süden Deutschlands, in den Benelux-Staaten, in den Regionen um London sowie in Südschweden. In der aktuellen Ausgabe des Regional Competitiveness Index erreicht Oberösterreich Rang 74 und liegt damit im vorderen Drittel des Rankings. Positiv ist vor allem die deutliche Verbesserung um 29 Plätze gegenüber dem RCI 2016, in dem Oberösterreich noch Rang 103 belegte.
Die Heterogenität der 268 Regionen im RCI 2019 lässt eine Einschätzung der Wettbewerbsfähigkeit Oberösterreichs gegenüber anderen Regionen der EU nur in einem eingeschränkten Ausmaß zu. Weder ist es sinnvoll, sich mit Regionen mit geringer Wirtschaftskraft, die z.B. stark von der Landwirtschaft geprägt sind, zu vergleichen, noch mit Regionen, die große internationale Metropolen betreffen und vor allem vom Dienstleistungssektor dominiert werden. Um somit unser Bundesland mit ähnlich strukturierten Regionen vergleichen zu können, wurde zum bereits dritten Mal aus dem RCI ein Ranking der mit Oberösterreich vergleichbaren Industrieregionen herausgefiltert. Für die Auswahl der Regionen wurden drei Kriterien festgelegt, die eine Region erfüllen muss, um in das Sample aufgenommen zu werden.
Mit den angewandten Kriterien verbleiben aus den ursprünglich 268 Regionen des RCI 2019 insgesamt 86 Regionen (RCI-Auswertung 2016: 81 Regionen), die das Sample der mit Oberösterreich vergleichbaren Industrieregionen bilden. Das Ranking der europäischen Industrieregionen 2019 wird wieder von Oberbayern (DE) angeführt, auf den Plätzen zwei und drei folgen die Regionen Karlsruhe (DE) und Cheshire (UK) – damit bleibt das „Podest“ im Vergleich zum letzten Ranking unverändert. Deutschland stellt die mit Abstand meisten Regionen im Ranking der europäischen Spitzenregionen: 27 sind es an der Zahl, fast ein Drittel aller Regionen. Großbritannien stellt zehn Regionen, aus Italien und Spanien stammen je acht. Weiters liegen je fünf Regionen des Industrierankings in Österreich, Schweden und den Niederlanden, vier in Frankreich und drei in Finnland. Wirft man einen Blick auf die Top-Aufsteiger des aktuellen Rankings, zeigt sich aus oberösterreichischer Sicht ein erfreuliches Bild: Oberösterreich springt von Platz 51 auf Platz 34, macht damit 17 Plätze gegenüber den anderen Industrieregionen im Ranking gut und verfehlt damit nur knapp das vorderste Drittel im Ranking. Keine andere Region in dieser Auswertung kann einen derartigen Positionsgewinn verzeichnen.
Worin begründet sich nun die sprunghafte Verbesserung im Ranking? Generell konnte sich Oberösterreich in allen drei Sub-Indizes verbessern und Ranggewinne verzeichnen. Am weitesten nach vorne ging es dabei im Basic Index, wo sich Oberösterreich gegenüber der letzten Ausgabe des Rankings (Rang 50) um 19 Plätze weiter vorne platzieren konnte. Auch im Efficiency Index hat sich Oberösterreich deutlich gesteigert und ist von Rang 37 (2016) auf Rang 20 aufgestiegen, im Innovation Index ist mit Rang 46 (plus zwei weitere Plätze) eine Stagnation zu verzeichnen. Wie eingangs erwähnt ist bei jedem Ranking eine Beschäftigung im Detail erforderlich. Die Indikatorenauswahl und -bewertung bei den Säulen Basic Education, Institutions, Infrastructure, Technological Readiness sowie Innovation hat Stärken und Schwächen. In Summe gibt die Auswertung des RCI 2019 aber wertvolle Aufschlüsse über die bestehenden Stärken und auch Aufholpotenziale von Oberösterreich gegenüber den industriellen Spitzenregionen in Europa. Diese sind unabhängig von Indikatorenauswahl und -änderungen in den letzten zehn Jahren stabil in Führung. Ein Vergleich mit der Spitze gibt daher wertvolle Aufschlüsse darüber, wo und wie sich Oberösterreich verbessern muss, um zu den industriellen Top-Regionen Europas aufzuschließen.
„Oberösterreich ist auf dem richtigen Weg, weist aber weiterhin in den genannten fünf Bereichen einen deutlichen Abstand zu den Spitzenregionen auf. Daran müssen wir mit aller Konsequenz in den 2020er-Jahren arbeiten! Dann ist der Aufstieg zu den Top-10 bis 2030 möglich“, fasst Haindl-Grutsch zusammen. „Die nächste Legislaturperiode ist dafür entscheidend!“