Wirtschafts-, Finanzpolitik & Recht

Industriekonjunktur: Die Talsohle ist durchschritten

Konjunkturbarometer steigt nach Absturz im Vorquartal wieder knapp über die Nulllinie – Oberösterreichs Industriekonjunktur stabilisiert sich auf niedrigem Niveau – Weiterer Verlauf hängt stark von schwer zu prognostizierenden internationalen Entwicklungen ab – Weitere Erhöhung der Standortqualität bleibt unerlässlich

Nach einem kräftigen Absturz im 3. Quartal letzten Jahres, in dem das Konjunkturbarometer der OÖ. Industrie in den deutlich negativen Bereich abgestürzt ist, zeigt die aktuelle Auswertung der IV OÖ-Konjunkturumfrage über das 4. Quartal 2019 (82 Firmen mit insgesamt knapp 105.000 Mitarbeitern) eine leichte Erholung. Während sich bei der derzeitigen Geschäftslage der Saldo aus Positiv- und Negativmeldungen von zuvor +5 auf nunmehr +11 Punkte leicht anstieg, liegt er bei der Geschäftslage in 6 Monaten weiterhin im Negativbereich – allerdings verbesserte er sich deutlich von -28 auf nun -5 Punkte und stieg damit zurück in Richtung Nulllinie. Ähnlich verhält es sich mit den übrigen in die Zukunft gerichteten Indikatoren, die sich allesamt zuvor im deutlich zweistelligen Minusbereich befanden und sich nun bei Werten von -5 bis -8 Prozentpunkten befinden. Damit lassen die jüngsten Umfrageergebnisse darauf schließen, dass die Talsohle des Konjunkturabschwungs 2019 durchschritten ist, wie IV OÖ-Geschäftsführer Dr. Joachim Haindl-Grutsch erklärt: „Die konjunkturelle Situation der OÖ. Industrie hat sich auf niedrigem Niveau stabilisiert, ein kräftiger Aufwärtstrend ist allerdings nicht erkennbar. Bis auf die Geschäftslage derzeit und den Auftragsbestand derzeit verharren alle Kennzahlen im einstelligen Negativbereich.“ Der konjunkturelle Nebel habe sich etwas gelichtet, von Sonnenschein könne jedoch keine Rede sein: „Es dürfte uns eine längere Phase unterdurchschnittlicher wirtschaftlicher Dynamik bevorstehen“, erwartet Haindl-Grutsch.

Die Umfrageergebnisse im Detail

Wie erwähnt befinden sich mit der Geschäftslage und dem Auftragsbestand aktuell nur mehr zwei Ist-Werte im Positivbereich: Bei der Geschäftslage derzeit kam es bei den Bewertungen zu einer leichten Verschiebung der Antworten von „fallend/schlechter“ zu „gleichbleibend“, beim Auftragsbestand verlagerten sich sowohl frühere Positiv- als auch Negativbewertungen in Richtung Mitte und damit zur Antwortmöglichkeit „gleichbleibend“. Der Saldo aus Positiv- und Negativmeldungen reduzierte sich von zuvor +7 auf nun +5 Punkte. Auch die zuletzt noch im Positivbereich gelegenen Ist-Werte wie die Auslandsaufträge derzeit (Saldo: -1 Punkt) und die derzeitige Ertragssituation (-5 Punkte) kippten nun knapp ins Minus. Sämtliche zukunftsgerichteten Indikatoren weisen teils deutliche Wiederanstiege auf und näherten sich wieder der Nullinie an: Geschäftslage in 6 Monaten -5 Punkte (3. Quartal 2019: -28 Punkte), Produktionstätigkeit in 3 Monaten -6 Punkte (-11), Auslastung der Produktionskapazitäten in 3 Monaten -5 Punkte (-13), Verkaufspreise in 3 Monaten -8 Punkte (-34), Ertragssituation in 6 Monaten -5 Punkte (-16).

Weiterhin leichter Beschäftigungsabbau

Gleiches gilt für den Beschäftigtenstand in 3 Monaten, wo sich der Saldo von zuvor -28 auf nun -5 Punkte verbesserte, aber nach wie vor im negativen Bereich zu liegen kommt, was auf einen weiterhin leichten Beschäftigungsabbau hindeutet. Konkret gaben – gewichtet nach Mitarbeiterzahlen – nur 7 Prozent der Unternehmen an (3. Quartal 2019: 9 %), in den nächsten drei Monaten zusätzliche Mitarbeiter einstellen zu wollen, während 13 Prozent eine Reduzierung des Beschäftigtenstandes planen. Im Vorquartal lag dieser Wert immerhin bei knapp mehr als einem Drittel der Unternehmen. „Summa summarum scheint der konjunkturelle Abwärtstrend des letzten Jahres gestoppt und die Talsohle durchschritten zu sein“, resümiert Haindl-Grutsch. Eine Rezession sei weiterhin nicht in Sicht, ein deutlicher Konjunkturanstieg zeichne sich jedoch ebenfalls nicht ab. „Wie sich das Jahr 2020 konjunkturell fortsetzt, hängt stark von schwer prognostizierbaren Ereignissen auf internationaler Ebene ab – im positiven wie im negativen Sinne.

Weitere Einhaltung des Budgetkurses ist unverzichtbar

Umso wichtiger sei für die Unternehmen und auch die Standortpolitik, rasch und flexibel auf unerwartete Ereignisse reagieren zu können. Voraussetzung dafür sei, dass die Standortrahmenbedingungen auf Bundes- und Landesebene konsequent verbessert werden und dadurch die Resilienz gegenüber unerwarteten Ereignissen erhöht wird, so IV OÖ-Geschäftsführer Joachim Haindl-Grutsch. Die wichtigste Grundlage für die dynamische Weiterentwicklung des Standortes sei ein gesunder Finanzhaushalt: „Oberösterreich hat in den letzten Jahren die Weichen richtig gestellt und auch die neue Bundesregierung hat ausgeglichene Budgets, den Schuldenabbau und keine neuen Steuern als Grundprinzipien im Regierungsprogramm verankert. Dies ist umso wichtiger, als die Standortqualität maßgeblich von der Gebarung und dem entsprechenden Rating des Bundes abhängt. Die IV OÖ wird daher die Einhaltung des Budgetkurses der neuen Bundesregierung auch weiterhin genau verfolgen.“