Klima, Infrastruktur, Transport, Ressourcen, Energie

Wie gelingt die grüne Transformation?

Österreich ist Spitzenreiter bei der grünen Transformation – Der Weg zur CO2-Neutralität ist noch lang und erfordert die Ausschöpfung aller technologischen Möglichkeiten – Allein zur Erreichung des österreichischen Ziels der 100-prozentigen Stromproduktion aus Erneuerbarer Energie bis 2030 muss der jährliche Stromverbrauch Dänemarks an zusätzlicher Leistung in Österreich installiert werden – Dekarbonisierung durch Deindustrialisierung hilft weder der Umwelt noch dem Wirtschaftsstandort

Die Diskrepanz zwischen Wahrnehmung und Wahrheit ist in der österreichischen Energie- und Klimapolitik enorm. Statt Showpolitik braucht es seriöse Beiträge zur Gestaltung des Pfades in Richtung CO2-Neutralität. Wie sieht der Status-quo unseres Energiesystems aus, wie muss der hochkomplexe Veränderungsprozess technologisch und ökonomisch gestaltet werden und welche Investitionen sind dafür erforderlich? Darüber diskutierten Gerald Mayer, Vorstandsvorsitzender der AMAG Austria Metall AG, Dr. Leonhard Schitter, Vorstandsvorsitzender der Energie AG, und DI Dr. Joachim Haindl-Grutsch, Geschäftsführer der Industriellenvereinigung OÖ (IV OÖ) am 13. Februar 2023 im Haus der Industrie.



Die grüne Transformation wäre laut den Teilnehmern eine große, aber bewältigbare Aufgabe, unter den nötigen Rahmenbedingungen. Damit Industriebetriebe investieren können, benötigen sie Planungssicherheit. Das beinhalte laut Gerald Mayer v.a. Signale, dass die zukünftig benötigten Mengen an Strom und Wasserstoff verfügbar sein werden sowie die dafür benötigte Transportinfrastruktur. Zudem brauche es die geeigneten Förderinstrumente, um weiterhin im internationalen Wettbewerb bestehen zu können. Joachim Haindl-Grutsch betont, dass es weder der Umwelt noch dem Wirtschaftsstandort nütze, wenn Europa zwar seine Klimaziele erreiche, dadurch aber seine Industrie verliere. Österreich sei bereits seit Jahren führend in der Erzeugung erneuerbarer Energien und in der Gestaltung effizienter Fertigungsprozesse.

Leonhard Schitter fügt hinzu, dass Österreich auch als Europameister im Bereich erneuerbarer Energie noch immer vor einer Herkulesaufgabe steht: Um wie von der Bundesregierung geplant bis 2030 Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energieträgern zu produzieren benötige man zusätzliche Kapazitäten von 27 TWh, was ca. dem Jahresverbrauch Dänemarks entspricht. Zudem reiche es nicht aus, nur die Energiewende in der Elektrizität zu vollziehen es brauche genauso eine Wärmewende und eine Wende in der Mobilität. Um diese Aufgabe zu bewältigen, müssen alle bereits verfügbaren Technologien, ob marktreif oder im Entwicklungsstadium, vollständig ausgeschöpft werden. In der Mobilität werden das beispielsweise neben der Batterie auch Wasserstoff sowie synthetische Kraftstoffe (E-Fuels) sein.

Gerade die Entwicklungen im Zuge der Energiekrise zeigten laut Haindl-Grutsch, dass die europäische und österreichische Energiepolitik der letzten Jahre von Scheinheiligkeit und Doppelmoral geprägt war. Während Kraftwerksprojekte, der Leitungsbau und die Förderung von Erdgas im eigenen Land mit Verweis auf den Umweltschutz entweder über Jahrzehnte verzögert oder gänzlich verhindert wurden, würde man weiterhin Atomstrom aus Frankreich oder Tschechien und Fracking-Gas aus den USA importieren. „Mit Populismus und dem Ignorieren physikalischer Prinzipien kann man die grüne Transformation nicht schaffen. Es geht nur mit Realismus, innovativen Technologien und marktwirtschaftlichen Prinzipien“, betont Haindl-Grutsch abschließend.