Forschung, Technologie & Innovation

TU Linz - Einmalige Chance für den Standort

Standort Linz/JKU richtige Entscheidung für neue TU – hohes Tempo bei anstehenden Entscheidungen notwendig – Einbettung in technologisches Umfeld der OÖ. Industrie wird kräftige Impulse für den Standort ermöglichen und kann OÖ zum High-Tech-Hotspot weiterentwickeln – Parallel mit Aufbau der TU muss universitäres Ökosystem im Linzer Zentralraum stark aufgewertet werden – IV und JI OÖ legen dazu 7 Vorschläge für die Verbesserung des Ökosystems vor

Die Einrichtung einer Technischen Universität für Digitalisierung und digitale Transformation in Linz in direkter Nachbarschaft der Johannes Kepler Universität (JKU) stellt eine einmalige Chance für den Standort dar. Die unmittelbare Nähe zur JKU ermöglicht wissenschaftliche Synergien, Kosten- und Zeiteinsparungen durch Nutzung gemeinsamer Infrastruktur und bietet räumliche Erweiterungsflächen im nahen Umfeld.

Die neue TU stößt in der OÖ. Industrie auf große Zustimmung und hat als innovatives universitäres Exzellenzzentrum enormes Potenzial für ganz Österreich. „Oberösterreich hat mit der Gründung der Medizinfakultät 2014 und der neuen Technischen Universität nun jene fehlenden Hochschul-Puzzlesteine erhalten, die der Bedeutung und wirtschaftlichen Kraft des Bundeslandes entsprechen“, betont Dr. Joachim Haindl-Grutsch, Geschäftsführer der Industriellenvereinigung Oberösterreich (IV OÖ). Linz und Oberösterreich können damit im Vergleich mit ähnlichen europäischen Standorten starkes Wachstum an universitärer Infrastruktur anbieten, welches sich in vielerlei Hinsicht sehr positiv auf die Standortattraktivität und damit die internationale Wettbewerbsfähigkeit auswirken und Verbesserungen im Ranking der vergleichbaren Industrieregionen bringen wird, beispielsweise in den Bereichen:

  • Zahl und Qualität der Hochschulabschlüsse
  • Forschung und Entwicklung, Patentanmeldungen
  • Technologiekompetenz und Technologietransfer
  • Innovationsfähigkeit
  • Business Sophistication, wissensintensive Dienstleistungen
  • Unternehmensgründungen
  • Infrastruktur und Technological Readiness
  • Digitalisierung im öffentlichen Sektor
  • Internationalität

Nach der Ausarbeitung eines Basispapiers durch die Vorbereitungsgruppe hat aktuell die Konzeptgruppe eine vertiefte Vision über die wesentlichen Eckpfeiler der neuen Technischen Universität vorgelegt. Aus Sicht der OÖ. Industrie sind u.a. folgende Grundprinzipien sehr zu begrüßen:

  • Breite Perspektive auf Digitalisierung und digitale Transformation, digitale Lösungen im Mittelpunkt
  • Flexibilität und Agilität von Strukturen und Organisation
  • Internationalität und Heterogenität, Attraktivität für breitere Zielgruppen
  • Interdisziplinarität und bereichsübergreifende Exzellenz in Lehre, Forschung und Wissenstransfer zu aktuellen und zukünftigen Herausforderungen der Digitalisierung und digitalen Transformation
  • Starker Fokus auf Kooperationen und Wissenstransfer auf hochwissenschaftlichem Level, enge Einbindung der heimischen Unternehmen
  • Thematische Prioritäten von Digital Entrepreneurship über Digital Systems bis Digital Engineering
  • Starke Projektorientierung zu komplexen Aufgabenstellungen mit hohen Lerneffekten

Industrie-Unterstützung für prägende Startphase

Mit diesem Visionspapier liegt damit eine hervorragende Grundlage vor, die vom Gründungsmanagement noch entsprechend vertieft und zum wissenschaftlichen Konzept und zum operativen Umsetzungsplan der Implementierung weiterentwickelt werden muss. Dabei ist auch die konkrete Ausgestaltung der Einbettung und Vernetzung mit der Technisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Johannes Kepler Universität und der FH Hagenberg zu definieren, die zu einer Stärkung aller Akteure führen muss.

Besonders wichtig ist der straffe Zeitplan in den nächsten Monaten, der weiterhin hohes Tempo bei den anstehenden wichtigen Entscheidungen – bei den gesetzlichen Grundlagen und dem Gründungskonvent – ganz nach dem Motto des Papiers der Konzeptgruppe „Don’t kill speed“ erforderlich macht. Dies gilt auch für die Gestaltung der Rahmenbedingungen im Umfeld der Universität durch Land und Stadt.

„Die Leitbetriebe der heimischen Industrie stehen bereit, entsprechende Forschungskraft, Kompetenz, Kapazitäten und internationale Kontakte einzubringen, um insbesondere in der so wichtigen und komplexen Startphase, die für die Imagebildung und Positionierung der neuen TU prägend sein wird, starke Unterstützung zu geben“, betont IV OÖ-Geschäftsführer Joachim Haindl-Grutsch. „Die TU Linz hat jedenfalls das Potenzial, Oberösterreich zum international sichtbaren High-Tech Hot Spot weiterzuentwickeln.“

Ökosystem mit internationaler Strahlkraft erforderlich

Die IV OÖ und die Junge Industrie setzen sich seit langen Jahren für die Stärkung des Universitätsstandorts Oberösterreich ein, um die Attraktivität des Standortes und der regionalen Hochschulen für österreichische und internationale Studenten, Forscher und Manager zu stärken. „Anlässlich der gefallenen Standortentscheidung der TU für Linz ist es notwendig, zeitgleich mit der Errichtung des Leuchtturmprojekts auch das universitäre Ökosystem in Linz und im Zentralraum neu zu denken und zu internationaler Strahlkraft aufzuwerten“, so der Vorsitzende der Jungen Industrie Oberösterreich, DI Maximilian Priglinger. Nur so wird die neue Technische Universität zum Magneten für Studierende aus ganz Europa und ein echter Gewinn für den Wirtschafts- und Industriestandort Oberösterreich.  

Um diesem Anspruch gerecht zu werden, gab die Industriellenvereinigung Oberösterreich gemeinsam mit der Jungen Industrie eine Analyse in Auftrag, die sich mit den „Erfolgsfaktoren zur Attraktivierung des Universitätsstandorts Linz" beschäftigt. Auf Basis von über 40 analysierten internationalen Studien und der Auswertung von Best Practice Beispielen wurden die Top-10 Erfolgskriterien für Universitätsstandorte identifiziert (siehe Verzeichnis der analysierten Studien im Anhang) und daraus sieben konrete Maßnahmen zur Attraktivierung der Studentenstadt Linz und des Zentralraumes abgeleitet.

Gemäß einer quantitativen Ableitung von Erfolgskriterien gemäß der Anzahl an Nennungen in über 40 internationalen Studien und Dokumenten ergeben sich folgende Top-10-Erfolgskriterien für Hochschulstandorte:

Foto: IV OÖ

Sieben Vorschläge für die Gestaltung des Ökosystems 

1. Einrichtung einer Taskforce

Die neue TU soll als zukünftiges Aushängeschild dienen und den Impuls für die Aufwertung des universitären Ökosystems geben. Dafür ist die Einrichtung einer Taskforce unter Einbindung nationaler und internationaler Experten und Akteure aus Politik, Verwaltung, Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur zur Erstellung eines Konzeptes für die Weiterentwicklung und Profilierung des universitären Ökosystems unerlässlich. Als Good Practice Beispiele in der Ausarbeitung eines Masterplans können Dortmund und Bochum genannt werden.

2. Digital Pioneer City Linz

Als Standort der neuen TU für Digitalisierung muss auch die Stadt Linz als „Digital Pioneer City“ durchstarten und den internationalen Bekanntheitsgrad deutlich erhöhen und zur Imagebildung beitragen. Dabei kann hervorragend auf vorhandene „Bausteine“ wie ARS Electronica oder Tabakfabrik aufgebaut werden. Die Digitalisierung der Stadt Linz ist ganzheitlich und mit Nachdruck voranzutreiben, insbesondere unter dem Aspekt der digitalen Stadtverwaltung mit digitalen Services und hervorragender digitaler Infrastruktur. Die Umsetzung der Smart City Karlsruhe kann als Vorbild herangezogen werden.

3. One-Stop-Shop: Ausbau der (digitalen) Support Services

Der Ausbau von Support Services für Studenten erfordert die Einrichtung einer digitalen Plattform als Landing-Page in englischer Sprache für potenzielle (internationale) Studenten, um Interessenten bereits im Ausland abzuholen und für ein Studium in Linz zu gewinnen. Die Plattform dient als One-Stop-Shop mit allen wichtigen Informationen und Welcome-Services zu Studienangebot, Wohnmöglichkeiten, Verwaltung, Karrieremöglichkeiten und Freizeitangebot. Die durchgehende Bereitstellung von Informationen in englischer Sprache im öffentlichen Raum spiegelt einen weltoffenen Standort wider. Gelungene Landing-Pages finden sich beispielsweise unter: www.univercity-bochum.de, www.studier-in-trier.de oder www.studyadelaide.com.

4. Stärkung der Freizeitqualität

Voraussetzung für die Gewinnung von internationalen Studenten ist die Gestaltung eines attraktiven Lebensumfeldes am Standort der Universität. Studentenstädte im internationalen Vergleich verfügen meist über (mindestens) ein Szeneviertel, in dem sich junge Menschen treffen und dort ein breites Angebot an Kultur, Gastronomie, Nachtleben o.ä. vorfinden. Good Practice Beispiele finden sich etwa in Dresden, Zürich, Leeuwarden oder Tel Aviv. In Linz fehlt ein eigenes kreatives Studentenviertel bis dato, ein Ansatzpunkt könnte etwa das neue Hafenviertel sein. Zusätzlich benötigt es den Ausbau der Infrastruktur zur Ausübung von Trendsportarten und die stärkere Bewerbung des umfassend vorhandenen Angebotes in Oberösterreich in Sommer und Winter sowie ein vernetztes Kulturangebot für junge Menschen.

5. Gestaltung der Karrieremöglichkeiten von Studenten

Die Gestaltung der Karrieremöglichkeiten von Studenten in Oberösterreich ist ein zentraler Erfolgsfaktor der neuen Technischen Universität in enger Kooperation mit den anderen Hochschulen und den Leitbetrieben. Dazu zählen u.a. die Entwicklung von College-Paketen für ausgewählte internationale High-Potentials mit besonders hohem Karrierepotenzial oder finanzielle Anreize für ein Studium in Oberösterreich. Zusätzlich muss sich Linz als international bekannter Startup-Hotspot weiterentwickeln, Vorbild ist beispielsweise Helsinki / Espoo, wo über 1000 High-Tech-Unternehmen beheimatet sind. Oberösterreich soll im Zusammenhang mit Karrieremöglichkeiten für „First Job – fast track to excellent career“ international bekannt werden.

6. Vorzeigestadt für moderne Mobilität

Besonders wichtig ist die internationale Erreichbarkeit von Linz für Studenten per Bahn und Flugzeug und ein attraktiver öffentlicher Personennahverkehr als Voraussetzung für die internationale Ausrichtung der TU. Zusätzlich muss das Angebot für nachhaltige, digitale und junge Mobilität im oberösterreichischen Zentralraum ausgebaut werden. Eine Vorzeigestadt für innovative Verkehrsmittel umfasst ein Angebot digitaler Services, den Einsatz digitaler Technologien für intelligente, personalisierte Verkehrssteuerungslösungen, Sharing Angebote für E-Bikes und E-Motorräder und Pilotprojekte und Reallabore für autonomes Fahren und Fliegen. Darüber hinaus muss der Ausbau der Radwegevernetzung und Radinfrastruktur berücksichtigt werden. Als Good Practice Beispiel für die Mobilität der Zukunft kann Aachen genannt werden.

Place Branding-Strategie Neu

Linz braucht als zukunftsorientierte Universitätsstadt ein internationales Place Branding. Dazu ist ein Zusammenwirken aller relevanten Akteure zur offensiveren Kommunikation der Stärken der Studentenstadt Linz und der hervorragenden Ausbildungs- und Karrieremöglichkeiten am Standort Oberösterreich notwendig. Die vielversprechende Lage der Stadt Linz, einerseits im Hinblick auf das umfassende Angebot möglicher Freizeitaktivitäten, als auch in Bezug auf die Nähe zu europäischen Metropolen wie München, Wien oder Prag soll besser zur Geltung kommen. Die attraktive Kombination aus starker internationaler Industrie, intakter Natur und umfassendem Freizeit- und Kulturangebot mit vergleichsweise günstigen Wohn- und Lebenserhaltungskosten ist der USP von Linz und Oberösterreich, der stärker herausgestrichen werden muss. Besonders gut gelang Bochum die Neuformulierung des Place Brandings unter dem Leitsatz: „Bochum – Wissen, Wandel, Wir-Gefühl“.

„Die Umsetzung der seitens der Industriellenvereinigung Oberösterreich lange geforderten TU stellt eine Jahrhundertchance für den Standort Oberösterreich dar, umso mehr als digitale Kompetenzen und entsprechend hochqualifizierte Arbeitskräfte von fundamentaler Relevanz für die internationale Wettbewerbsfähigkeit der OÖ. Industrie sind. Um internationale Studenten von unserem Universitätsstandort zu überzeugen, bedarf es der zielstrebigen Etablierung eines innovativen, vielfältigen und international attraktiven Universitätsumfelds“, betont Priglinger abschließend.