Mathematische Kompetenzen bilden das Fundament aller MINT-Ausbildungen und -Berufe. Ohne ein solides mathematisches Verständnis sind viele zentrale Inhalte und Anwendungen in diesen Disziplinen kaum zu bewältigen. Ob in den Ingenieur- und Computerwissenschaften, der Physik oder der Statistik: Mathematik ist das verbindende Element und die Sprache, mit der komplexe Probleme analysiert und gelöst werden. Sie ist damit eine unverzichtbare Voraussetzung für die technologische Weiterentwicklung unserer Gesellschaft – von der Energiewende über die Digitalisierung und Robotik bis hin zur medizinischen Forschung.
Auch im Alltag spielt Mathematik eine zentrale Rolle. Sie ist die Grundlage für finanzpolitische und ökonomische Bildung – Themen, die für die Zukunft unserer Jugend immer wichtiger werden. Ein bewusster und kompetenter Umgang mit Geld, Veranlagung, Krediten, Investitionen oder Steuern setzt mathematische Grundkenntnisse voraus. Wer mathematisch denken kann, ist besser in der Lage, wirtschaftliche Zusammenhänge zu verstehen, kritisch zu hinterfragen und informierte Entscheidungen zu treffen.
Trotz dieser enormen Bedeutung steht Mathematik bei vielen Schülerinnen und Schülern nicht hoch im Kurs. Für viele ist sie das Angstfach schlechthin, das nur von jenen Jugendlichen weiterverfolgt wird, die entweder mit einer Liebe zu Zahlen geboren werden oder sie im privaten Umfeld vermittelt bekommen. Aktuelle Analysen zeigen, dass fast drei Viertel aller Schülerinnen und Schüler, die Nachhilfe in Anspruch nehmen, dies im Fach Mathematik tun. Statt Faszination und Neugier erleben viele Kinder und Jugendliche Mathematik als abstrakt, unverständlich oder sogar abschreckend. „Nie mehr Mathematik“ ist ein oft gehörter Ausspruch nach bestandener Matura. Damit schließt sich ein MINT-Studium automatisch aus. Auch die vielen wichtigen MINT-Initiativen entfalten ihre volle Wirksamkeit nicht, wenn die Basis – Freude an der Mathematik – bei den Jugendlichen nicht vorhanden ist.
MINT-Ausbildungen bieten hervorragende Berufschancen und vielfältige Karrieremöglichkeiten. Der Arbeitsmarkt sucht dringend nach gut ausgebildeten Fachkräften in technischen und naturwissenschaftlichen Berufen. Umso wichtiger ist es, bereits in der Schule mathematische Kompetenzen gezielt zu fördern, Ängste abzubauen und Begeisterung für logisches Denken und Problemlösen zu wecken. Nur so kann der Grundstein für eine starke, innovative und zukunftsfähige Gesellschaft gelegt werden. Ausgeprägte MINT-Kompetenzen auf allen Ausbildungsniveaus sind der Schlüssel für die Zukunftsfähigkeit von Oberösterreich.
Pädagogische Konzepte und Unterrichtsmaterialien müssen weiterentwickelt werden, um das enorme Potenzial zu vermitteln, das Mathematik als Werkzeug zur Lösung der großen Herausforderungen unserer Zeit birgt. Prof. Hohenwarter und sein Team zeigen, wie man in der heutigen Zeit mathematische Lerninhalte didaktisch fundiert aufbereitet vermitteln kann. Die „Mathematik-Dramen“, die sich in vielen Familien abspielen und für Eltern und Nachhilfelehrer eine enorme Belastung sind, müssen ein Ende haben.
Die Industriellenvereinigung Oberösterreich (IV OÖ) unterstützte seit drei Jahren mit 25.000 EUR p.a. die von Univ.-Prof. Dr. Markus Hohenwarter und seinem Team der Abteilung für MINT-Didaktik an der JKU Linz durchgeführten Mathematik-Initiativen, die Begeisterung für Mathematik bei den Kindern und Jugendlichen erzeugt. Aufgrund des Erfolges und der hohen Bedeutung dieser Initiativen für den Standort wurden diese Mittel von der IV OÖ ab 2025 auf 40.000 EUR erhöht. Ganz besonders erfreulich ist es, dass dieses Budget von Landesrat Achleitner und Landeshauptmann-Stv. Christine Haberlander verdoppelt wird.
„Mathematik ist weit mehr als nur ein Schulfach – sie ist eine Basiskompetenz für das Leben und der Schlüssel zu den Zukunftschancen unserer Kinder. Deshalb setzen wir in Oberösterreich gezielt auf MINT-Förderung in allen Bildungsstufen“, sagt Bildungslandesrätin LH-Stv.in Mag.a Christine Haberlander.
In Oberösterreich wurde in den letzten Jahren ein flächendeckendes Netzwerk für MINT-Förderung aufgebaut – von der Volksschule bis zur Berufsbildung. Aktuell gibt es 94 Mittelschulen mit einem naturwissenschaftlich-technischen Schwerpunkt, davon sind 39 mit dem MINT-Gütesiegel ausgezeichnet. Zudem beteiligt sich Oberösterreich mit sieben Pilotschulen am bundesweiten Schulversuch „MINT-Mittelschule“, in dem ein neuer, praxisorientierter Lehrplan erprobt wird.
Schon in der Volksschule wird mit Initiativen wie dem MissimoTruck, Cody21, Digi.Case oder Robotic Kinder Begeisterung für Technik und Naturwissenschaften geweckt. In den Mittelschulen und höheren Schulen setzen Programme wie die Lego League, Robotic-Wahlpflichtfächer, Praxistage, das Unternehmensschuljahr oder HTL 4 Girls auf praktische Erfahrungen, weibliche Vorbilder und Teamarbeit, um technische Kompetenzen altersgerecht zu fördern.
Mit diesen vielfältigen Angeboten wird MINT greifbar und spannend gemacht – und das nachhaltig. Die Talente von morgen sollen schon heute erleben, dass Mathematik, Technik und Naturwissenschaften nicht abschrecken, sondern faszinieren. Unser Ziel ist klar: Wir wollen junge Menschen dabei unterstützen, ihr Potenzial zu entdecken – unabhängig von Geschlecht oder Herkunft. So sichern wir nicht nur individuelle Bildungs- und Berufschancen, sondern auch die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes.
MINT-Förderung in allen Schulstufen – ein Überblick aus Oberösterreich:
Volksschule – Früh Begeisterung wecken:
Bereits in der Volksschule setzt Oberösterreich auf spielerische und alltagsnahe Zugänge zu digitalen und technischen Themen:
Mittelschule – Vertiefen, anwenden, orientieren:
In der Sekundarstufe I wird MINT systematisch gestärkt:
AHS – Neugier vertiefen und Talente fördern:
Auch an Allgemeinbildenden Höheren Schulen gibt es zahlreiche MINT-Angebote:
BMHS/HTL – Praxisorientierte Ausbildung und Talentförderung:
In berufsbildenden mittleren und höheren Schulen wird MINT zum Berufsweg:
„Qualifizierte Fachkräfte sind ein wesentlicher Erfolgsfaktor für Oberösterreich im Wettbewerb der Wirtschaftsstandorte. Gerade MINT-Wissen und -fähigkeiten entscheiden wie kaum ein anderer Bereich über die Innovationsstärke, das wirtschaftliche Wachstum und den technologischen Fortschritt unseres Bundeslandes. Daher stehen Fachkräfte auch besonders im Fokus der Wirtschafts- und Forschungsstrategie #upperVISION2030 des Landes Oberösterreich. Der Themenbereich ‚Bildung und Fachkräfte‘ wird dabei insbesondere auf Schlüsseltechnologien und Kernkompetenzen sowie naturwissenschaftliche Fachrichtungen heruntergebrochen“, betont Wirtschafts- und Forschungs-Landesrat Markus Achleitner.
„Der Hebel für die Umsetzung ist upperWORK – unser Standortprogramm für Arbeit in Oberösterreich. Hier gibt es eine Reihe von MINT-bezogenen Maßnahmen. Ergänzend dazu soll durch die Förderung von verschiedenen MINT-Initiativen die Ausbildung der Fachkräfte von morgen entsprechend vorangetrieben werden. Dazu zählt auch das Projekt ‚Nachwuchsförderung Mathematik‘ an der Johannes Kepler Universität Linz. Denn mathematische Fähigkeiten sind nicht nur eine Basis zur Bewältigung des Alltages, sondern vor allem auch ein Türöffner für den gesamten MINT-Bereich“, unterstreicht Landesrat Achleitner.
MINT-bezogene Fördermaßnahmen im Rahmen von upperWORK – das Standortprogramm Arbeit für Oberösterreich:
Projekt Qualifizierungsverbund Digitale Kompetenz und Nachhaltigkeit
Im Rahmen des Qualifizierungsverbundes bündeln AMS OÖ, Land Oberösterreich und die oö. Standortagentur Business Upper Austria ihre Kräfte, um ein dauerhaftes Qualifizierungs-Netzwerk zu etablieren. Gefördert werden Unterstützungsmaßnahmen zur Weiterbildung in Unternehmen hinsichtlich der digitalen Kompetenzen sowie Ausbildungen im Bereich Nachhaltigkeit.
Coders.bay Linz (Orientierung und Ausbildung)
In der Coders.bay in Linz werden Orientierungen und Qualifizierungen mit Schwerpunkt Coding und Netzwerktechnik angeboten.
Elektropraktiker/innenausbildung Wels
Mit der Elektropraktiker/innen-Ausbildung in Wels mit Fokus auf Photovoltaik, Elektroanlagenbau sowie E-Mobilität wurde eine weitere Möglichkeit geschaffen, arbeitssuchende Personen in stark nachgefragten und zukunftsträchtigen Bereichen auszubilden.
Öko Tech Akademie Oberösterreich
Die ÖkoTech Akademie in Vöcklabruck bietet Ausbildungen für die besonders nachgefragten Bereiche Energietechnik, Automatisierung und Industrielle Elektronik.
Projekt Digital Pioneers
Mit „Digital Pioneers“ wurde ein Projekt für Frauen im Alter zwischen 17 und 27 Jahren geschaffen, bei dem zuerst in einer 10,5-wöchigen Grundausbildung die Kenntnisse für einen erfolgreichen Start in die digitale Arbeitswelt vermittelt werden und daran anschließend ein mind. 8-monatiges befristetes Dienstverhältnis bei einem Partnerunternehmen erfolgt.
Projekt EmpowerIT
Das Projekt EmpowerIT des Bildungszentrums Salzkammergut verfolgt das Ziel, Frauen im Salzkammergut neue berufliche Perspektiven in digitalen Arbeitsfeldern aufzuzeigen, ihr individuelles Netzwerk zu erweitern sowie grundlegende IT-Kenntnisse zu erwerben. Neben der Qualifizierung werden Einzelcoachings, Bewerbungs- und Vermittlungsunterstützung angeboten.
Projekt Karriere/digital
Im Projekt Karriere/digital des BFI OÖ sollen Frauen im ländlichen Raum dazu befähigt werden, digitale Anwendungen und Medien zu nutzen, um ihre Einkommens- und Lebenssituation verbessern zu können. Das Angebot umfasst digitale Workshops zur Erweiterung digitaler Kompetenzen und Coachings sowie Berufsorientierung und Bewerbungstrainings.
Projekt Women.Digi.Work
Ziel dieses Projektes der Frauenstiftung Steyr ist die Verringerung geschlechts-spezifischer Einkommensunterschiede. Es wird ein neues Kompetenznetzwerk geschaffen, welches eine neue Struktur für die partizipative Entwicklung und Umsetzung neuer Aktivitäten bietet. Zielgruppe sind Frauen, Organisationen und Unternehmen.
MINT-Angebote der Business Upper Austria/Human Capital Management:
Mathematik ist weit mehr als nur Zahlen und Formeln – sie ist ein Schlüssel, um die Welt zu verstehen und aktiv mitzugestalten. Unser Ziel ist es, Mathematik als eine Art ‚Breitensport‘ zu etablieren, ähnlich wie Kinder in ihrer Freizeit Sport treiben oder ein Instrument in der Musikschule erlernen. Wir möchten ein vielfältiges Angebot schaffen, das mathematikbegeisterte Kinder anspricht und ihnen die Möglichkeit gibt, ihre Leidenschaft in einem kreativen und fördernden Umfeld gemeinsam mit Gleichgesinnten auszuleben.
Unsere Initiativen umfassen folgende Programme:
Ein Bestandteil unserer Arbeit ist zudem der Austausch mit Lehrer*innen, um sicherzustellen, dass diese über die vielfältigen Angebote der JKU Linz informiert sind und ihre Schüler*innen gezielt darauf aufmerksam machen können. Darüber hinaus bieten wir Fortbildungen für Lehrkräfte an, um die Inhalte und Konzepte nachhaltig in den Schulalltag zu integrieren.
Mit diesen Initiativen möchten wir Mathematik aus ihrem oft als abstrakt empfundenen Kontext herausholen und sie als etwas Spannendes, Greifbares und Inspirierendes präsentieren. Die JKU Linz bietet uns als Standort die idealen Voraussetzungen, um diese Programme umzusetzen und Kinder sowie Jugendliche für Mathematik zu begeistern. Die Unterstützung durch die Industriellenvereinigung und das Land Oberösterreich ermöglicht es uns, diese Angebote weiter auszubauen und noch mehr junge Menschen zu erreichen. Unser langfristiges Ziel ist es, eine Generation von jungen Menschen heranzubilden, die nicht nur mathematisch kompetent ist, sondern auch die Begeisterung und das Selbstbewusstsein mitbringt, die Herausforderungen der Zukunft aktiv anzugehen.