Bildung und Gesellschaft

MINT-Bildung als Schlüssel zur Zukunft - Knapp 500 Bildungseinrichtungen tragen MINT-Gütes

61 neue Bildungseinrichtungen von Polaschek, Knill, Süss-Stepancik und Pflanzl mit MINT-Gütesiegel ausgezeichnet – Initiative fördert Abbau der Wissenschaftsskepsis und Sicherung des Innovationsnachwuchses

Bildungsminister Martin Polaschek, der Präsident der Industriellenvereinigung Georg Knill, die Vizerektorin der Pädagogischen Hochschule Wien Evelyn Süss-Stepancik und der Vize-Präsident der Wissensfabrik Österreich Harald Pflanzl verliehen am Mittwoch das „MINT-Gütesiegel 2022-2025“ an 61 innovative Bildungseinrichtungen aus ganz Österreich. Zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie konnte die „MINT-Gala“ wieder vor großem Publikum und 250 geladenen Gästen im Festsaal des Hauses der Industrie über die Bühne gehen.

Bundesminister Polaschek skizzierte Gründe, warum das MINT-Gütesiegel große Bedeutung hat: „Zweifelt man an Wissenschaft, werden auch demokratische Werte in Zweifel gezogen. Als Bildungsminister ist es mir daher ein besonderes Anliegen, das Interesse an MINT bereits ab dem Kindergarten zu wecken und über die gesamte Bildungskette hinweg kontinuierlich zu fördern.“ Gerade die MINT-Bildung sei ein wichtiges Werkzeug, um Kinder und Jugendliche zur aktiven Teilnahme in unserer Gesellschaft zu befähigen. „Der Nutzen von Wissenschaft und Innovation für die Gesellschaft muss breit im Alltagsbewusstsein der Lernenden verankert werden. Ab dem kommenden Schuljahr wird daher der verpflichtende Gegenstand „Digitale Grundbildung“ flächendeckend in der Sekundarstufe 1 eingeführt, um eine solide Datenkompetenz zu vermitteln. Nicht zuletzt sind es die knapp 500 Bildungseinrichtungen mit MINT-Gütesiegel, die durch ihren Einsatz einen wesentlichen Beitrag zur Verringerung der Wissenschaftsskepsis leisten“, so der Bildungsminister. 

Über die – durch die Initiative – bereits aufgebaute, tragfähige MINT-Community zeigte sich IV-Präsident Knill sehr zufrieden. „Nun ist es Zeit für den nächsten Schritt, um noch mehr junge Menschen für einen technischen oder naturwissenschaftlichen Schwerpunkt zu begeistern“, so Knill. Aufbauend auf den großen MINT-Schwerpunkten der Bundesländer soll daher nun die Zusammenarbeit von MINT-Akteuren aktiv unterstützt werden. Es gilt, regionale Netzwerke aufzubauen, die ihre Angebote abstimmen und bündeln, um die vorhandenen Synergien zu nutzen. Im Kern dieser „MINT-Regionen“ sollen ausgezeichnete MINT-Kindergärten und MINT-Schulen stehen, zu denen weitere Bildungs- und Forschungseinrichtungen, Vereine und Unternehmen dazustoßen, so der IV-Präsident. Es braucht eine Zusammenarbeit von Bildungseinrichtungen, kommunaler Verwaltung und Wirtschaft, um in ganz Österreich durchgängige MINT-Angebote entlang der Bildungskette in den Regionen aufzubauen und anzubieten. „Unsere Vision ist, dass durch die MINT-Regionen und eine effiziente Zusammenarbeit aller Akteure der Funken zu Wissenschaft und Technologie dort überspringt, wo die Innovationen von morgen entstehen. Also direkt in den Regionen“, so Knill abschließend. 

Vizerektorin Süss-Stepancik betonte die Bedeutung motivierter Lehrpersonen als Grundvoraussetzung für einen innovativen MINT-Unterricht. „Die Aufgabe der Pädagogische Hochschule ist es, die Pädagoginnen und Pädagogen dabei bestmöglich zu unterstützen. Aus diesem Grund werden unsere Angebote im MINT-Bereich in Aus- und Weiterbildung auch kontinuierlich ausgebaut“. In diesem Zusammenhang verwies Vizerektorin Süss-Stepancik auch auf das MINT-Coaching, ein Online-Kurs zu MINT-Didaktik und MINT-Schulentwicklung, welcher ab September 2022 österreichweit angeboten wird.

Wissensfabrik-Vizepräsident Pflanzl betonte, dass es für die Industrie aktuell kaum ein wichtigeres Bildungsthema als MINT gibt, denn der gegenwärtige Fachkräftemangel wird sich noch verstärken. Österreich braucht dringend engagierte Techniktalente, die aktiv die Zukunft mitgestalten wollen. Es muss nun alles getan werden, um den Talentepool in MINT zu vergrößern. Das MINT-Gütesiegel ist ein wichtiger Bestandteil, um den MINT-Nachwuchs aus Österreich heraus zu fördern. „Wir müssen uns aber auch international umsehen, wo die besten Köpfe sind und wie wir sie für Österreich gewinnen können“, so der Geschäftsführer der BASF Österreich und Leiter der BASF-Sub-Regionen-Nord-West und Zentraleuropa. Für die Talentsuche über die Landesgrenze hinweg ist es notwendig, die administrativen Rahmenbedingungen zu verbessern. Will sich Österreich als Magnet für internationale MINT-Talente verstehen, bedarf es aber auch eines internationalen sichtbaren Bekenntnisses, denn „nur wenn sich ausländische Spitzenkräfte willkommen fühlen, werden sie sich für Österreich interessieren“, so Pflanzl.

Zahlreiche hochrangige Gäste aus Bildung, Wissenschaft und Wirtschaft wohnten der feierlichen Übergabe der MINT-Wandplaketten und Urkunden an die ausgezeichneten Bildungseinrichtungen bei. Als Jurysprecherin des MINT-Gütesiegels hob die Geschäftsführerin des Science Center Netzwerks Barbara Streicher die hohe Qualität der Einreichungen hervor. Therese Niss, Vorstand der MINTality-Stiftung und Abgeordnete zum Nationalrat diskutierte mit den Schülerinnen Ella Bertsch und Alice Fritz sowie der Forscherin Nicole Amberg (IST Austria) über die Bedeutung von Role Models, um Mädchen und Frauen für die MINT-Disziplinen zu begeistern. Sektionschefin Doris Wagner (BMBWF) gab einen Ausblick auf den neuen Schultyp „MINT-Mittelschule“, der ab Herbst 2022 als Schulversuch an 48 Standorten das fächerübergreifende, forschende und entdeckende Lernen im neuen Gegenstand „MINT“ vertieft. Schließlich stand das MINT-Bundesland Wien im Fokus der Festgala. Ulrike Mangl (Bildungsdirektion Wien) und Johannes Höhrhan (IV Wien) stellten die MINT-Grätzelinitiative vor und unterstrichen die Bedeutung der Verbindung von Kunst und  Kultur sowie Technologie und MINT für die Bundeshauptstadt Wien. Andrea Kuttenberger (Bildungsdirektion Steiermark) stellte den MINT-Kongress ins Rampenlicht, der im Frühjahr 2023 in Leoben stattfinden wird. Bernhard Weingartner führte als Moderator durch den Nachmittag, das Kinderorchester der Johann Sebastian Musikschule sowie „Chemie on Tour“ unterhielten die anwesenden Gäste.

Das MINT-Gütesiegel ist eine gemeinsame Initiative des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung, der Industriellenvereinigung, der Wissensfabrik Österreich und der Pädagogischen Hochschule Wien. Es stellt eine bundesweit gültige Auszeichnung für innovatives Lernen in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) mit vielfältigen Zugängen für Mädchen und Burschen dar.  Ausgezeichnete Bildungseinrichtungen erhalten das MINT-Gütesiegel als digitales Logo für ihren Webauftritt sowie als Wandplakette für ihr Gebäude. Die ausgezeichneten Schulen und Kindergärten sind öffentlichkeitswirksam auf der „MINT-Landkarte Österreich“ unter www.mintschule.at verortet. Das Gütesiegel wird für die Dauer von drei Jahren vergeben, eine Wiedereinreichung ist nach einer Phase der Qualitätsentwicklung möglich. Erstmalig ausgezeichnete Bildungseinrichtungen werden bei der MINT-Gala im Haus der Industrie in Wien geehrt. Die Auszeichnung von rezertifizierten Bildungseirichtungen erfolgt auf regionaler Ebene, in Kooperation von Bildungsdirektionen und IV-Landesgruppen. Die siebente Ausschreibung für das MINT-Gütesiegel wird im November 2022 starten.

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