Aktuelle Schwerpunkte

Zeugnistag für den Standort Ergebnisse der Mitgliederumfrage der IV OÖ

Umfrage zeigt nach vier Jahren erstmals zarten Optimismus, 50 Prozent erwarten jedoch weiterhin Fortsetzung der wirtschaftlichen Stagnation – Personalkosten, Steuern und Abgaben sowie Verwaltungsaufwand als größte Probleme für die Betriebe– Senkung von Steuern und Lohnnebenkosten, Bürokratieabbau und Entlastung bei Energiepreisen haben höchste Priorität – Aufbruch gelingt nur mit offensiver Standortpolitik

Traditionell fand im Rahmen der Ordentlichen Vollversammlung der Industriellenvereinigung Oberösterreich (IV OÖ) die Live-Befragung der Teilnehmer statt. Ca. 150 Eigentümer und Spitzenmanager der Mitgliedsbetriebe gaben ihre Einschätzung zu einem über viele Jahre fast unveränderten Fragenkatalog ab. „Die Ergebnisse zeigen ein eindeutiges Bild und einen klaren Handlungsauftrag für die Landes- und Bundespolitik“, fasst Dr. Joachim Haindl-Grutsch, Geschäftsführer der (IV OÖ) die Ergebnisse der Mitgliederbefragung zusammen. 

Nach vier Jahren erstmals zarter Optimismus
Rund 80 Prozent beschreiben die Entwicklung der Wettbewerbsfähigkeit Europas im Vergleich zu den USA und China als generell nachteilig. Dieser Wert ist gegenüber 2023 (97%) und 2024 (92%) etwas weniger negativ und signalisiert somit durchaus etwas mehr Zuversicht im internationalen Kontext. Nur fünf Prozent schätzen die Situation in Europa im Vergleich als besser ein, ein Wert, der allerdings 2023 und 2024 sogar bei null lag. 

Die Situation in Österreich zeigt erstmals zart aufkeimenden Optimismus. „Nach 4 Jahren mit sehr negativen Einschätzungen steigt der Anteil jener, die die zukünftige Entwicklung der Wirtschaftslage in Österreich für die nächsten 12 Monate verbessert beurteilen, auf zumindest wieder 30 Prozent an. Von weiteren Verschlechterungen geht nur noch jeder Fünfte aus. Die Hälfte der Befragten sieht allerdings eine gleichbleibende Entwicklung für die nächste Zeit, was eine Fortsetzung der Stagnation bedeuten würde“, so Haindl-Grutsch. 

Die Einschätzung von Oberösterreich im Bundesländervergleich steigt von hohem Niveau aus weiter an. Aktuell stufen 73 Prozent – der dritthöchste Wert seit 2015 – den Standort Oberösterreich im Vergleich zu anderen Bundesländern besser ein. 23 Prozent sehen ihn als gleich gut an. Interessant ist aufgrund der Nationalratswahl und der darauf folgenden langwierigen Regierungsbildung auf Bundesebene die Bewertung der neuen Bundesregierung. Immerhin 43 Prozent der Mitglieder sind mit der neuen Führung unter Bundeskanzler Stocker, Vizekanzler Babler und Außenministerin Meinl-Reisinger sehr oder eher zufrieden. Die Zufriedenheit mit der Bundesregierung war nur in den Jahren 2018 bis 2020 höher. Es zeigt sich aktuell eine verhalten positive Stimmung im Zusammenhang mit der neuen Regierungsmannschaft.

Personalkosten als Top-Thema
Eine klare Priorisierung zeigt die Frage nach den größten Problemen und Herausforderungen für die Betriebe in den nächsten fünf Jahren. Die Personalkosten sind wie schon im Vorjahr klares Hauptthema Nummer 1 bei den Mitgliedern. 90 Prozent sehen darin das größte (45%) oder ein schwerwiegendes (45%) Problem.  

Auf Platz zwei folgt mit weiterer Verschärfung der Einschätzung der Aspekt Steuern und Abgaben. Waren es im Vorjahr noch die Hälfte so sind es jetzt etwa zwei Drittel der Betriebe, die dieses Thema massiv belastet, der höchste Wert seit 2014. Als drittwichtigstes Problem erweist sich der Verwaltungsaufwand bzw. die Behördenverfahren, aktuell erkennen hier zwei Drittel entsprechende Schwierigkeiten.  

Weiters werden in der Befragung noch die Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter, das volatile internationale Umfeld sowie die Energiekosten als große Probleme eingestuft. Klar rückläufig und überwiegend nur mehr als durchschnittliches Problem wahrgenommen wird aktuell das Finden qualifizierter Mitarbeiter. Während der Herausforderungslevel 2023 noch knapp bei 90 und im letzten Jahr bei 50 Prozent lag, reduziert sich aktuell das Niveau weiter auf 40 Prozent, die darin ein schwerwiegendes Thema erkennen. Das ist der geringste Anteil der letzten 10 Jahre. 

Senkung von Steuern und Lohnnebenkosten

Foto: IV OÖ

Die Erwartungen an ein Maßnahmenpaket seitens der Politik werden vor allem von einer Senkung von Steuern und Lohnnebenkosten dominiert, was wiederum entsprechend auf die beiden priorisierten Hauptherausforderung zurückzuführen ist. Der Anteil der Topnote (höchste Priorität) steigt hier seit 2023 kontinuierlich an und erreicht mittlerweile knapp zwei Drittel der Mitglieder. 

Der Bürokratieabbau sowie die Digitalisierung und Modernisierung von Prozessen der öffentlichen Hand hat für knapp jeden zweiten Befragten allerhöchste Priorität und hebt damit das Thema auf Platz 2 im Maßnahmenranking. Insofern sehen hier 9 von 10 Handlungsbedarf, zuletzt lag die Quote konstant unter 80 Prozent. Eine Entlastung bei den Energiepreisen gewinnt an Bedeutung, in Summe sehen hier in etwa drei Viertel (23% höchste Priorität, 52% hohe Priorität) entsprechenden Handlungsbedarf seitens der Politik. 

Aufbruch nur mit offensiver Standortpolitik
„Österreich leidet unter hausgemachten strukturellen Problemen. Der Wohlstand der Menschen sinkt, der Verlust an industrieller Wertschöpfung und an Arbeitsplätzen ist ein massiver Aderlass. Die standortpolitischen Hausaufgaben müssen jetzt erledigt werden. Österreich braucht unmittelbar steuerliche Anreize für Investitionen und für mehr und längeres Arbeiten, um das Wirtschaftswachstum wieder anzukurbeln, sowie strukturelle Reformen für einen nachhaltig schlankeren Staat“, betont Joachim Haindl-Grutsch abschließend. „Der von allen erhoffte Aufbruch gelingt nur, wenn wir die Probleme im Kollektiv lösen.