Aktuelle Schwerpunkte

Kein Aufschwung in Sicht

Aktuelle Geschäftslage deutlich im negativen Terrain – Beschäftigungsabbau setzt sich fort – Strukturelle Probleme des Standortes Österreich müssen durch nächste Regierung gelöst werden – Wieder mehr Marktwirtschaft und weniger Planwirtschaft notwendig

Die Stimmungslage in der OÖ. Industrie bleibt gedämpft, wie aus den Ergebnissen der Konjunkturumfrage der IV OÖ über das zweite Quartal 2024 (106 teilnehmende Firmen mit insgesamt rund 121.022 Mitarbeitern) hervorgeht.

Das Konjunkturbarometer, welches sich als Mittelwert aus aktueller Geschäftslage und der Geschäftslage in sechs Monaten errechnet, nähert sich mit -2 Punkten (nach -7 Punkten im Vorquartal) der Nulllinie, die Stagnation in der OÖ. Industrie setzt sich damit aber fort.  „Die Stimmung in den Betrieben bleibt angespannt, eine Trendwende oder gar ein Aufschwung sind weiterhin nicht zu sehen“, erklärt der Geschäftsführer der Industriellenvereinigung Oberösterreich (IV OÖ) Dr. Joachim Haindl-Grutsch. „Neben den fehlenden globalen Wachstumsimpulsen sind es vor allem die stark gestiegenen Kosten in Österreich, die unsere Betriebe aus den internationalen Märkten preisen.“ 

Die Konjunktur-Ergebnisse im Detail
Die aktuelle Geschäftslage fällt von +2 Punkte auf -12 Punkte und damit wieder deutlich unter die Nulllinie. Die Werte zum aktuellen Auftragsbestand steigen leicht von -9 auf -7 Punkte, während jene zu den Auslandsaufträgen jedoch wieder von 0 auf -8 Punkte fallen. 

Vom sehr niedrigen Niveau aus zeigt die Einschätzung der Geschäftslage in sechs Monaten seit zwei Quartalen einen Aufwärtstrend, sie steigt aktuell von -16 auf +8 Punkte und liegt damit erstmals seit dem vierten Quartal 2021 wieder knapp über der Nulllinie. Es ist die einzige Kennzahl, die es aktuell ins positive Terrain schafft. Die Produktionstätigkeit in drei Monaten liegt bei -9 Punkten und die Auslastung der Produktionskapazitäten in drei Monaten bei -6 Punkten. 

Die Einschätzung für den Beschäftigtenstand in drei Monaten fällt wieder leicht von -15 auf nunmehr -19 Punkte. Haben im ersten Quartal 25 Prozent der Unternehmen einen Rückgang der Beschäftigten gemeldet, steigt der Wert im zweiten Quartal wieder auf 29 Prozent. „Der Personalabbau in der OÖ. Industrie setzt sich weiter fort“, so Haindl-Grutsch. „Die Senkung der Kosten und die Anpassung der Kapazitäten stehen weiterhin im Vordergrund auf betrieblicher Ebene.“ 

Die Einschätzungen der Verkaufspreise in drei Monaten fallen von -3 auf -11 Punkte, die Ertragssituation in sechs Monaten liegt unverändert bei -11 Punkte, während sich die aktuelle Ertragssituation von -12 auf -16 weiter verschlechtert. „Der hohe Kostendruck in den Unternehmen spiegelt sich in diesen Zahlen wider“, betont Haindl-Grutsch.  

Schlüsselbranchen der OÖ. Industrie wie der Metall- und Chemiebereich sowie der Maschinen- und Fahrzeugbau liegen allesamt beim Geschäftsklima im negativen Bereich.  

Standort-Probleme lösen
Die Wettbewerbsfähigkeit Europas im Vergleich zu den USA und China nimmt ab und innerhalb Europas fallen Deutschland und Österreich in der standortpolitischen Entwicklung zunehmend zurück. Während Dänemark als vergleichbarer Staat im aktuellen IMD-Ranking unter den Top 3 aufscheint, liegt Österreich nur mehr auf Platz 26.  

„Ohne Aufschwung in Deutschland bleibt Europa und ganz besonders Österreich Nachzügler“, so Haindl-Grutsch. „Die EU, Deutschland und Österreich brauchen wieder mehr Marktwirtschaft und weniger Planwirtschaft. Statt Interventionismus, Regulierung und Transfers sind wieder mehr Anreize für Leistung, Wachstum und Innovation, mehr Wirtschaftsliberalismus und internationale Zusammenarbeit notwendig, um die Kehrtwende zu schaffen. Da sich die Kosten für Arbeit, Energie und Bürokratie in Österreich überdurchschnittlich erhöht haben, braucht es darauf eine adäquate standortpolitische Antwort. Ohne Reformpaket und ohne Innovationsoffensive werden sich die strukturellen Probleme des Standortes Österreich nicht in Luft auflösen“, betont Haindl-Grutsch abschließend.

Zur Befragungsmethode

An der jüngsten Konjunkturumfrage der IV beteiligten sich in Oberösterreich 102 Unternehmen mit rund 114.879 Beschäftigten. Bei der Konjunkturumfrage der IV kommt folgende Methode zur Anwendung: Den Unternehmen werden drei Antwortmöglichkeiten vorgelegt: positiv, neutral und negativ. Errechnet werden die (beschäftigungsgewichteten) Prozentanteile dieser Antwortkategorien, sodann wird der konjunktursensible „Saldo“ aus den Prozentanteilen positiver und negativer Antworten unter Vernachlässigung der neutralen gebildet.

Foto: IV OÖ