WK und IV fordern rasche und praxisnahe Weiterentwicklung der RWR-Karte

Pierer und Hummer: Reformierte RWR-Karte hat viele Verbesserungen gebracht. Weitere Optimierungen sind möglich, um den bedarfsorientierten Zuzug von Fachkräften weiter zu vereinfachen.

Der Arbeitskräftemangel im Wirtschafts- und Industrieland Oberösterreich ist enorm und wird sich aufgrund der demographischen Entwicklung weiter verschärfen. Eine Möglichkeit, diesen zu reduzieren, ist die bessere Nutzung der Potenziale der qualifizierten Zuwanderung. Dazu muss der Zuzug von Fachkräften weiter entbürokratisiert werden.

Die im Juli 2022 beschlossene Reform der Rot-Weiß-Rot (RWR) Karte war ein wichtiger Schritt von Arbeitsminister Kocher, um Unternehmen das Rekrutieren von Fachkräften aus Nicht-EU-Ländern zu erleichtern.

„Obwohl die bisherigen Reformen der RWR-Card in die richtige Richtung gehen, benötigt es dringend weitere praxisnahe Anpassungen“, definiert WKOÖ-Präsidentin Doris Hummer ein klare Zielvorgabe. So zeigt sich durch einen intensiven Austausch mit oberösterreichischen Leitbetrieben in allen Branchen, dass die Rahmenbedingungen insbesondere durch

  • die Sicherstellung einer praxisnahen und einheitlichen Anerkennung von ausländischen Qualifikationen und Berufserfahrungen,
  • die Einführung eines „Jobsucher-Visums“ für alle Berufsfelder,
  • die Bindung internationaler Studierender durch die Ermöglichung von Vollzeitarbeit in studienfreie (Ferien)Zeiten,
  • die Attraktivierung der Zuzugskriterien für internationale Fachkräfte über 40 Jahren sowie
  • die Schaffung einer Möglichkeit für eine duale Ausbildung im Rahmen einer Rot-Weiss-Rot-Karte für über 18-jährige

praxisnah weiterentwickelt werden müssen, um mittel- und langfristig als Wirtschaftsstandort wettbewerbsfähig zu bleiben.

„Ziehen wir gemeinsam weiterhin alle Register, um unseren Wirtschaftsstandort Oberösterreich wettbewerbsfähig zu halten und damit unser Sozialsystem und unseren Wohlstand zu sichern“, fordert WKOÖ-Präsidentin Doris Hummer in einem Schulterschluss mit der Industriellenvereinigung Oberösterreich.

Eine Blitzumfrage der Industriellenvereinigung Oberösterreich (IV OÖ) zeigt, dass weitere Nachbesserungen möglich sind. Erfreulicherweise konnten bereits zwei Drittel der befragten Unternehmen Mitarbeiter mittels Rot-Weiß-Rot Karte gewinnen.

IV-Präsident Stefan Pierer: „Vor allem die Klarheit bei Mindestgehaltsanforderungen sowie die Möglichkeit zur gleichzeitigen Beantragung für Angehörige haben zu merklichen Verbesserungen geführt. Zudem sind sowohl das Arbeitsmarktservice als auch die zuständigen Behörden äußerst kompetent in der Abwicklung. Der bürokratische Aufwand ist aber nach wie vor zu hoch.“

Das größte Potenzial laut Umfrage steckt in folgenden Punkten:

  • Der gesamte Prozess zur Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung muss vollständig digitalisiert werden, die Beantragung auch online möglich sein.
  • Formulare in englischer Sprache: Englischsprachige Materialien erleichtern den Antragsstellern das Vorbereiten der nötigen Unterlagen.
  • Arbeitserlaubnis ab Erledigung: Wird eine RWR-Karte bewilligt, hat eine Fachkraft noch keine Arbeitserlaubnis. Diese gilt momentan erst ab Erhalt der gedruckten Karte.
  • Ortsunabhängige Antragstellung: Die Beantragung der RWR-Karte soll unabhängig vom Aufenthaltsort oder zukünftigen Wohn- bzw. Arbeitsortes des Antragstellers bei einer zuständigen Stelle in Österreich möglich sein.
  • Mangelberufsliste erweitern: Der Arbeitskräftemangel geht mittlerweile weit über die in der Mangelberufsliste aufgezählten Unternehmen hinaus.
  • Eigene Anlaufstelle für RWR-Karte schaffen: Damit die RWR-Karte einen spürbaren Effekt auf den Arbeitskräftemangel hat, muss die Anzahl der Anträge und ausgestallten Karten noch deutlich steigen. Um auch dann eine zeitgerechte Bearbeitung der Anträge gewährleisten zu können, braucht es eine zentrale Anlaufstelle für RWR-Karten.
  • Einbindung des AMS Regionalbeirates streichen: Die Einbindung des AMS Regionalbei-rates bei jedem Antrag auf eine RWR-Karte zieht den Prozess unnötig in die Länge.
  • Bezahlung per Rechnung: Aktuell kann die Gebühr zur Ausstellung einer RWR-Karte nur vor Ort bei der Behörde beglichen werden.

Pierer: „Qualifizierter Zuzug ist für das Industrieland Oberösterreich angesichts des enormen Bedarfs an Arbeitskräften enorm wichtig. Die bürokratischen Hürden müssen dazu möglichst niedrig sein.“