Digitale Kompetenzen sind ein entscheidender Schlüssel zur Lösung vielfältiger globaler Herausforderungen und Problemstellungen, wie beispielsweise bei den Themen Mobilität und Produktion der Zukunft, Klimaschutz, Medizintechnik oder bei der Transformation des Energiesystems. „Besonders zukunftsträchtig sind in diesem Zusammenhang generalistische, disziplinenübergreifende Kompetenzen und ein Gesamtprozessverständnis, um die immer komplexeren Aufgabenstellungen gesamthaft bearbeiten zu können“, erklärt Dr. Joachim Haindl-Grutsch, Geschäftsführer der Industriellenvereinigung Oberösterreich (IV OÖ). „Dazu wird die neue Technische Universität in Linz im bestehenden universitären Ökosystem einen neuen und außergewöhnlich wertvollen Beitrag leisten können und neue Wege in Lehre, Forschung und Wissenstransfer in Österreich ermöglichen.“
Gerade der Mangel an MINT-Fachkräften gilt seit Jahren als die größte Herausforderung der heimischen und im Besonderen der oberösterreichischen Industrie. Dieser wird nicht zuletzt aufgrund der demographischen Entwicklung auch weiter zunehmen. Mittlerweile haben beispielsweise mehr als 80 Prozent der Betriebe Probleme, offene MINT-Stellen zu besetzen. Dieser ausgeprägte Mangel an MINT-Fachkräften stellt ein Strukturproblem für den Standort und folglich für den Wohlstand im Land dar.
Über diesen Aspekt hinaus steigert die Einrichtung einer Technischen Universität die internationale Wettbewerbsfähigkeit eines Standortes enorm, beispielsweise in den Bereichen:
Die OÖ. Industrie als Herz der Industrie Österreichs und Motor des gesamten Wirtschaftsstandortes ist sich der Verantwortung für Wachstum und Wohlstand für unser Land durch ihre hohe Wertschöpfungs- und Forschungsintensität bewusst. „Es existieren jahrzehntelange Partnerschaften mit allen technischen Universitäten in Österreich und weit darüber hinaus mit renommierten Universitäten weltweit, die vorteilhaft für alle beteiligten Akteure sind. Eine vergleichbare Zusammenarbeit wird auch mit der TU Linz angestrebt“, so Haindl-Grutsch. Forschung und Produktion sind siamesische Zwillinge – nur gemeinsam bleibt Österreich auch in Zukunft erfolgreich. Keinesfalls wird damit die Unabhängigkeit der Wissenschaft und die Freiheit von Forschung und Lehre eingeschränkt – wie sich beispielsweise auch an den hocherfolgreichen und staatlich geförderten COMET-Zentren und CD-Laboren seit vielen Jahren zeigt.
Wettbewerb und Kooperation in Co-Existenz sind jene Aspekte, die gemeinsam zu einer weiteren Qualitätssteigerung führen und Exzellenz im österreichischen Universitätssystem ermöglichen. Mit der TU Linz kommt ein weiterer Akteur ins Spiel, der durch Kooperationen mit den bestehenden Universitäten aber auch als Mitbewerber weitere Verbesserungen für den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort bringen wird. Grabenkämpfe sind der falsche Weg in der Startphase des Projektes, es braucht einen Schulterschluss und den gemeinsamen Willen zur Exzellenz.
Seit der Verkündung des Projektes im Sommer 2020 wurde unter Einbeziehung zahlreicher Experten aus In- und Ausland intensiv am Konzept für die TU Linz gearbeitet. Nach der Ausarbeitung eines Basispapiers durch die Vorbereitungsgruppe hat die Konzeptgruppe unter der Leitung von Gerhard Eschelbeck ein Papier mit den wesentlichen Eckpfeilern der neuen Technischen Universität vorgelegt. Aus Sicht der OÖ. Industrie sind u.a. folgende Grundprinzipien sehr zu begrüßen:
„Wer an der TU Linz studiert, wird daher nicht zum klassischen Mathematiker, Informatiker oder Mechatroniker ausgebildet, sondern zum Generalisten, der Prozesse ‚end to end‘ denken und konzipieren kann, basierend auf einem gesamtheitlichen Verständnis der digitalen Techniken. So wie ein Architekt nicht zum Mathematiker, Physiker, Bauingenieur, Raumplaner oder Künstler und Designer ausgebildet wird. Diese Kompetenzen sind auch in der OÖ. Industrie intensiv gefragt“, betont Haindl-Grutsch.
Die IV OÖ begrüßt ausdrücklich, dass nun erste konkrete Umsetzungsschritte für die Gründung einer interdisziplinären Technischen Universität für Digitalisierung und digitale Transformation in Form eines Gesetzesentwurfes gesetzt werden. Aus IV-Sicht ist es sehr positiv, dass die geplante Universität alle Aspekte der Digitalisierung in Lehre und Forschung behandeln soll. Denn dies stellt aus Sicht der heimischen Industrieunternehmen nicht nur eine vielversprechende Innovation am Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Oberösterreich dar, sondern ist auch ein dringend notwendiger Hebel, um die digitale Wettbewerbsfähigkeit des Landes zu gewährleisten. Die TU Linz ist eine große Chance nicht nur für den Wirtschaftsstandort Oberösterreich, sondern für den Innovationsstandort Österreich insgesamt, weil der Wissenstransfer in Wirtschaft und Gesellschaft profilgebendes Merkmal sein soll.
„Die Leitbetriebe der heimischen Industrie stehen bereit, entsprechende Forschungskraft, Kompetenz, Kapazitäten und internationale Kontakte einzubringen, um insbesondere in der so wichtigen und komplexen Startphase, die für die Imagebildung und Positionierung der neuen TU prägend sein wird, starke Unterstützung zu geben“, betont IV OÖ-Geschäftsführer Joachim Haindl-Grutsch. „Die TU Linz hat jedenfalls das Potenzial, Oberösterreich zum international sichtbaren High-Tech Hot Spot weiterzuentwickeln“, betont IV OÖ-Geschäftsführer Haindl-Grutsch abschließend.