OÖ. Standortdialog 2022: Multiple Probleme gemeinsam lösen!

Der von Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer und der IV OÖ 2019 ins Leben gerufene Standortdialog fand heute seine Fortsetzung und stand ganz im Zeichen der aktuellen Gemengelage an Krisen. IV OÖ-Präsident Dipl.-Ing. Stefan Pierer forderte dabei dringend einen Schulterschluss ein – die multiplen Probleme erforderten rasche Weichenstellungen auf EU-, Bundes- und Landesebene und könnten nur gemeinsam gelöst werden.

Einmal jährlich die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen des Industriestandortes Oberösterreich zu analysieren und die Entwicklung des Landes in Richtung Aufstieg zu den industriellen Spitzenregionen Europas zu begleiten, ist das Ziel des im Jahr 2019 von der IV OÖ gemeinsam mit LH Thomas Stelzer ins Leben gerufenen OÖ. Standortdialogs. Ausgangspunkt war und ist der Regional Competitiveness Index (RCI) der Europäischen Kommission, der alle drei Jahre die europäischen Regionen in ihrer Wettbewerbsfähigkeit anhand von 74 Indikatoren vergleicht und der zuletzt einen Aufstieg Oberösterreichs von Platz 51 auf Rang 34 unter insgesamt 86 vergleichbaren Industrieregionen auswies. Auf dieser Basis wurde 2021 von der Industriellenvereinigung Oberösterreich (IV OÖ) der Zukunftsplan „Industriestandort OÖ 2030“ entwickelt und den politischen Entscheidungsträgern zur Verfügung gestellt.

Energiekrise lässt Unsicherheit enorm steigen - Produktionseinschränkungen drohen

Seit der Auftaktveranstaltung 2019 gab es mit der Corona-Pandemie sowie dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine und der daraus folgenden Energiekrise dramatische Ereignisse, die auf den Standort Oberösterreich massive Auswirkungen hatten und haben. "Die aktuelle konjunkturelle Situation ist geprägt von nach wie vor vollen Auftragsbüchern, jedoch bringen die enorm gestiegenen Kosten bei Vormaterialien und Energie hohe Unsicherheit für den kommenden Herbst und Winter mit sich, 2023 ist eine Rezession zu erwarten", erklärte Dipl.-Ing. Stefan Pierer, Präsident der Industriellenvereinigung Oberösterreich (IV OÖ). Die Situation seije nach Branche und Betrieb extrem heterogen – während manche Unternehmen die erhöhten Preise an ihre Kunden weitergeben könnten, sei dies bei anderen in der Zwischenzeit nicht mehr möglich. Auch die Betroffenheit von den drastisch gestiegenen Preisen für Gas und Strom variiere stark je nach Energieintensität des Produktionsprozesses sowie der unterschiedlichen Vertragslaufzeiten und Preisabsicherungen der Unternehmen. Zusätzlich erschwerten der massive Arbeitskräftemangel in allen Branchen sowie die nach wie vor bestehenden Lieferkettenprobleme die betrieblichen Wertschöpfungsprozesse. "Die aktuelle Situation erfordert einen Schulterschluss, die multiplen Probleme können nur gemeinsam gelöst werden", so Pierer.

EU- und Bundesebene: Energiekostenunterstützungen rasch umsetzen

Wie stark und wie lange die Rezession ausfällt, ist derzeit nicht prognostizierbar. Fest steht jedoch, dass eine rasche Reaktion auf EU- wie auch auf Bundesebene zur Kompensation der massiv gestiegenen Energiekosten dringend erforderlich ist. Entscheidungen dazu müssen in den nächsten Wochen fallen. Andernfalls drohen Einschränkungen bis hin zu Komplettstilllegungen von Produktionen in den kommenden Monaten mit den entsprechend weitreichenden Folgen für die Lieferketten.

Neben der Energiekrise ist der latente Arbeitskräftemangel die mit Abstand größte Herausforderung für die OÖ. Industrie. Es braucht daher ein Paket von steuerlichen Anreizen, um Mehrleistungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entsprechend zu fördern. Die IV wird dazu zeitnah ein entsprechendes „Leistung muss sich wieder lohnen“-Paket vorlegen.

Landesebene: Masterpläne zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit erforderlich

Auf Landesebene braucht es finanzielle Unterstützung, um die notwendige Transformation am Standort in den Bereichen Digitalisierung und Energie umsetzen zu können. Zusätzlich sind eine Digitalisierungsoffensive im öffentlichen Sektor, die Bekämpfung des Fachkräftemangels und eine MINT-Offensive sowie beschleunigte Genehmigungsverfahren erforderlich. Aufgrund der multiplen Herausforderungen müssen diese längerfristig wirksamen Verbesserungsmaßnahmen der Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandortes Oberösterreich im ersten Drittel der neuen Legislaturperiode in die Wege geleitet werden. Längerfristig ist die Rückkehr zur Budgetdisziplin des Landes unerlässlich.

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