Herausfordernder globaler Handel und Impfskepsis belasten Oberösterreichs Industriebetrieb

Volatiles Umfeld bewirkt deutlich vorsichtigere Einschätzung der weiteren Konjunkturentwicklung –Lieferkettenprobleme, Vormaterialverfügbarkeiten sowie Energie- und Rohstoffkosten beeinträchtigen gute Geschäftslage – Massiver Arbeitskräftemangel wird durch hohe Covid-Infektionszahlen weiter verschärft – Impfskepsis gefährdet Oberösterreichs Erfolgsweg – Erhöhung der Impfrate anstatt der Fortführung des All-inclusive-Testpakets muss jetzt im Mittelpunkt stehen

Die dynamische Konjunkturerholung der letzten Quartale hat den Plafond durchschritten. Eine Vielzahl an Störfaktoren – von den steigenden Energie-, Rohstoff- und Transportkosten über die Verfügbarkeit von Vormaterialien bis hin zur 4. Welle der Covid-Pandemie – beeinträchtigt die betriebliche Geschäftsentwicklung in der OÖ. Industrie erheblich und bremst die wirtschaftliche Erholung nach den Corona-Lockdowns. Nachdem der im Konjunkturbarometer abgebildete Geschäftsklimaindex im Vorquartal einen Top-Wert erreicht hatte, ging er von 51,5 auf zuletzt 45,5 Punkte zurück. Bei der jüngsten Konjunkturumfrage der Industriellenvereinigung Oberösterreich (IV OÖ) über das 3. Quartal 2021, an der sich 102 Firmen mit insgesamt knapp 100.000 Mitarbeitern beteiligten, verzeichneten sowohl die Ist-Werte als auch die in die Zukunft gerichteten Indikatoren Rückgänge. Während die meisten Ist-Werte sich weiterhin auf hohem Niveau bewegen, gingen die Einschätzungen für die nächsten Monate deutlich zurück, ganz besonders im Bereich der Ertragslage in 6 Monaten, die nun erstmals wieder in den Minusbereich kippt.

Die Ergebnisse im Detail

Die aktuelle Geschäftslage ist trotz eines leichten Rückganges weitgehend stabil: Im 3. Quartal 2021 meldeten (gewichtet nach Mitarbeiterzahlen) 80 Prozent der Unternehmen einen guten Geschäftsverlauf, lediglich 2 Prozent beurteilten ihre aktuelle Geschäftslage mit „fallend“ bzw. „schlechter“; im Vorquartal lagen die Werte noch bei 88 bzw. 3 Prozent. Der Saldo aus Positiv- und Negativmeldungen ging somit von zuvor 86 Punkten (Rundungsdifferenzen werden nicht berücksichtigt) auf nunmehr 78 Punkte zurück. Ähnlich verhält es sich mit den weiteren Ist-Werten wie dem derzeitigen Auftragsbestand (Saldo: 82 Punkte, zuvor 86), den aktuellen Auslandsaufträgen (69 Punkte, zuvor 72) und der derzeitigen Ertragssituation (60 Punkte,
zuvor 65).

Deutlich vorsichtiger werden allerdings die Rückmeldungen der oberösterreichischen Industriebetriebe, wenn es um den Ausblick auf die nächsten Monate geht. Sowohl bei der Produktionstätigkeit in 3 Monaten als auch bei der Auslastung der Produktionskapazität in 3 Monaten sind deutliche Verringerungen zu erwarten, die Salden gingen hier von 57 bzw. 51 Punkten im Vorquartal auf nunmehr 18 bzw. 17 Punkte zurück. Obwohl die Verkaufspreise
in 3 Monaten weitgehend stabil eingeschätzt werden, sinkt die Einschätzung der Ertragssituation in 6 Monaten aufgrund des zunehmenden Kostendrucks von zuvor +20 auf nunmehr -3 Punkte und damit unter die Nulllinie. Als Ergebnis daraus wird auch die Geschäftslage in 6 Monaten vorsichtiger als noch im Vorquartal eingeschätzt, hier ging der Saldo aus Positiv- und Negativmeldungen von 18 auf 13 Punkte zurück. Dass sich auch beim Beschäftigtenstand in 3 Monaten der Saldo von 37 auf 24 Prozentpunkte reduzierte, ist dem weiter zunehmenden Arbeitskräftemangel geschuldet – den heimischen Industriebetrieben fällt es quer durch alle Branchen immer schwerer, Arbeitskräfte in ausreichender Zahl zu finden.

Impfen statt Testen im Vordergrund

Angesichts der mannigfaltigen Herausforderungen im globalen Handel ist für IV OÖ-Präsident
Dr. Axel Greiner
der aktuell starke Anstieg der Covid-Infektionszahlen besonders ärgerlich. „Es ist mehr als unerfreulich und völlig unnötig, dass es aufgrund der Impfunwilligkeit in Teilen der Bevölkerung wieder zu massiven Einschränkungen am Standort Oberösterreich kommt, das Gesundheitssystem an seine Grenzen stößt und Steuerzahler und Unternehmen wieder mit massiven Kostenbelastungen konfrontiert sind!“ Trotz eines umfassenden, niederschwelligen Impfangebots und intensiver Aufklärung sei es in den Sommermonaten nicht gelungen, eine ausreichend hohe Impfquote im Land zu erzielen – mit entsprechend negativen Folgewirkungen für die gesundheitliche und wirtschaftliche Entwicklung in Oberösterreich. „Statt weiterhin ein niederschwelliges, flächendeckendes Testangebot zur Verfügung zu stellen, muss jetzt in erster Linie die Erhöhung der Impfrate im Mittelpunkt stehen“, so Greiner. Nicht die Fortführung des ‘All-inclusive-Testpakets‘ durch Staat und Betriebe, sondern die Eigenverantwortung der Bürger müsse jetzt in den Vordergrund rücken.

Die OÖ. Industrie hat seit Ausbruch der Corona-Krise im März 2020 alle Anstrengungen unternommen, um einen sicheren Betrieb zu gewährleisten und die Mitarbeiter zu schützen. Gleichzeitig konnte durch Erfolge im wiedererstarkten Welthandel die Talsohle rasch durchschritten und eine hohe Erholungsdynamik erzielt werden. Dies führte dazu, dass das Industrieland Oberösterreich besser und schneller aus der Krise hervorgehen konnte. „Durch die zu geringe Impfwilligkeit ist dieser Erfolgsweg gefährdet – wir stellen uns in einem wirtschaftlich turbulenten, internationalen Umfeld selbst ein Bein“, betont IV OÖ-Präsident Greiner abschließend: „Es benötigt die Verantwortung und Solidarität der gesamten Bevölkerung, um das notwendige Ziel von 80 Prozent Durchimpfung zu erreichen und die Pandemie hinter uns zu lassen.“