Konjunkturbarometer sinkt infolge internationaler Entwicklungen erstmals seit 7 Jahren wieder in den Negativbereich – Ist-Werte halten sich nur noch bei einstelligen Pluswerten, sämtliche Zukunftsindikatoren liegen im zweistelligen Minusbereich – Richtige Zeit für Entlastungen der Betriebe und deren Mitarbeiter
Was sich mit Jahresende 2018 anhand einzelner Indikatoren abzuzeichnen begann, manifestiert sich nun in den Ergebnissen der IV OÖ-Konjunkturumfrage (95 Firmen mit insgesamt 106.700 Mitarbeitern) über das 3. Quartal 2019: Oberösterreichs Industriekonjunktur zeigt in sämtlichen Umfrage-Items deutlich rückgängige Werte. Die Salden der „Ist-Werte“ wie z.B. der aktuellen Geschäftslage, der Auftragsbestände oder der derzeitigen Ertragssituation – liegen nur noch bei +5, +7 bzw. +6 Prozentpunkten, sämtliche in die Zukunft gerichteten Indikatoren wie z.B. die Geschäftslage in 6 Monaten, die Produktionstätigkeit oder die Ertragssituation in 6 Monaten kippten sogar in den zweistelligen Minusbereich. Als Ergebnis daraus zeigt auch das Konjunkturbarometer klar nach unten: Erstmals seit Herbst 2012 liegt es wieder unter der Null-Linie (-11,4 Punkte).
„Mit den jüngsten Umfrageergebnissen werden die Befürchtungen der Vorquartale Realität“, interpretiert Dr. Joachim Haindl-Grutsch, Geschäftsführer der Industriellenvereinigung Oberösterreich (IV OÖ), die vorliegenden Daten: „Oberösterreichs Industrie kann sich den internationalen Entwicklungen nicht entziehen und erhält einen empfindlichen Konjunkturdämpfer, der wesentliche Stärkefelder betrifft.“ Die Salden sanken durchwegs um 20 bis 30 Prozentpunkte, die Rückgänge ergeben sich überwiegend aus Antwort-Verschiebungen von der Mitte in den Negativbereich. Beispielsweise wurde die Geschäftslage in 6 Monaten im 2. Quartal 2019 noch von 9 Prozent der Unternehmen (gewichtet nach Mitarbeiterzahlen) als „günstig“, von 80 Prozent als „gleichbleibend“ und von 11 Prozent als „ungünstig“ bewertet, im nun vorliegenden 3. Quartal 2019 votierten 11 Prozent mit „günstig“, nur mehr 51 Prozent mit „gleichbleibend“ und bereits 38 Prozent mit „ungünstig“. „Diese Verschiebung von Antworten aus der Mitte in den Negativbereich ist bei jedem Umfragepunkt festzustellen, gleichzeitig gibt es noch Unternehmen aus Branchen wie beispielsweise der Bau- oder Nahrungsmittelindustrie, die unverändert optimistisch in die Zukunft blicken“, so der IV OÖ-Geschäftsführer.
Konkret zeichnen die Umfrageergebnisse über das 3. Quartal 2019 folgendes Bild: Wiederum gewichtet nach Mitarbeiterzahlen beurteilen 40 Prozent der Unternehmen ihre derzeitige Geschäftslage mit „gut, nur mehr 24 Prozent mit „gleichbleibend“ und immerhin 36 Prozent mit „schlecht“ (Vorquartal: 11 Prozent). Der Saldo aus Positiv- und Negativmeldungen liegt (aufgrund von Rundungsdifferenzen) bei +5 Prozentpunkten und erstmals seit September 2012 wieder im einstelligen Bereich. Im 2. Quartal 2019 lag der Saldo noch bei +38 Punkten. Bei den Auftragsbeständen und den Auslandsaufträgen reduzierten sich die Salden von zuvor +30 auf nunmehr +7 Punkte bzw. von +33 auf nur mehr +5 Punkte. Bei der derzeitigen Ertragssituation reduzierte sich der Saldo von zuvor +33 auf +6 Punkte. Der bereits in den Vorquartalen spürbar weichende Optimismus schlägt sich nun erneut auf die Werte der zukunftsgerichteten Indikatoren: Bei der Produktionstätigkeit in 3 Monaten kippte der Saldo von zuvor +2 auf nun -11 Punkte ins Minus, bei der Auslastung der Produktionskapazität in 3 Monaten von +1 auf nun -13 Punkte. Die Einschätzung der Verkaufspreise in 3 Monaten von -9 auf -34 Punkte stürzt weiter ab, ebenso die Ertragssituation in 6 Monaten von -10 auf -16 Punkte. Die Einschätzung der Geschäftslage in 6 Monaten ging weiter kräftig zurück, der Saldo sank von -3 auf nunmehr -28 Prozentpunkte.
Dass derart deutliche Rückgänge der Industriekonjunktur im nächsten Jahr Auswirkungen auf die Beschäftigung in den Unternehmen zeigen, liegt auf der Hand – so rutschte beim Beschäftigtenstand in 3 Monaten der Saldo von +2 Punkten im 2. Quartal 2019 sehr deutlich auf -24 Punkte in den Negativbereich. In der Detailbetrachtung zeigt sich, dass nur 9 Prozent der Unternehmen planen, weitere Mitarbeiter einzustellen, bei 34 Prozent der Firmen ist vorgesehen, den Beschäftigtenstand in den kommenden Monaten zu senken.
Für IV OÖ-Geschäftsführer Dr. Joachim Haindl-Grutsch steht fest, dass diese Abkehr vom Wachstumspfad und der Konjunkturrückgang vorrangig der international sehr volatilen Situation geschuldet sind. „Der Handelsstreit zwischen den USA und China, die Entwicklungen in der Automobilindustrie oder der weiterhin mögliche No-Deal-Brexit zum Monatsende haben in der stark exportorientierten OÖ. Industrie dämpfende Wirkung. Dazu kommen internationale Faktoren wie eine zunehmende ökonomische Desintegration, die fortbestehenden Sanktionsregimes und eine Reihe von politischen Risiken. Unter diesen Vorzeichen braucht es eine Bundesregierung, die proaktiv an die internationalen Herausforderungen herangeht und den Reformkurs der letzten eineinhalb Jahre rasch fortsetzt!“
Linz, 23. Oktober 2019