Im Rahmen der Ordentlichen Vollversammlung 2025 wurde das Präsidium der Industriellenvereinigung Oberösterreich (IV OÖ) für die Funktionsperiode 2025-2028 gewählt. Das neue Präsidium setzt sich aus vier Mitgliedern zusammen:
Präsident Thomas Bründl
starlim group
Schwerpunktthemen: Industrie- und Standortpolitik, Bildung und Arbeitsmarkt
Vizepräsident Dipl.-Ing. Herbert Eibensteiner
voestalpine AG
Schwerpunktthemen: Energie, CO2, Rohstoffe, Finanzmärkte
Vizepräsidentin Mag. Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß
Fronius International GmbH
Schwerpunktthemen: Forschung, Technologie, Innovation, Green Transition
Vizepräsident Dipl.-Ing. F. Peter Mitterbauer
Miba AG
Schwerpunktthemen: Hochschulen, Mobilität, Internationales
Thomas Bründl wurde zum Präsidenten der IV OÖ gewählt. Dipl.-Ing. Herbert Eibensteiner, Mag. Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß und Dipl.-Ing. F. Peter Mitterbauer wurden als Vizepräsidenten für eine weitere Funktionsperiode bestätigt. Dipl.-Ing. F. Peter Mitterbauer ist darüber hinaus Vizepräsident der IV Österreich, Mag. Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß ist zusätzlich Vorsitzende des Ausschusses für Forschung, Technologie und Innovation der IV Österreich und Dipl.-Ing. Herbert Eibensteiner ist Vorsitzender der Plattform der energieintensiven Industrie der IV Österreich.
Präsident Thomas Bründl, starlim group
Thomas Bründl besuchte die HTL für Maschinenbau in Wels, absolvierte die Pilotenausbildung und war 15 Jahre im Flugdienst bei den Austrian Airlines. 1993 erfolgte der Einstieg in das Unternehmen und 1999 die Übernahme der alleinigen Geschäftsführung im Familienunternehmen.
Die starlim group mit Standorten in Österreich (5), Kanada (2), China (2), Deutschland (1), Italien (1) und Marokko (1) produziert jährlich über 14 Milliarden Silikonteile. Hauptabnehmer sind die Branchen Industry, Life Science und Mobility. Die gesamte Unternehmensgruppe beschäftigt ca. 1800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Umsatz von ca. 250 Millionen Euro. Zur Gruppe gehören die Firmen starlim mit Werken in Marchtrenk, Weißkirchen, Lambach und dem Ausbildungszentrum in Wels in Oberösterreich sowie Ontario in Kanada und Nantong in China, sterner (Werkzeugbau in Marchtrenk), Poly Nova Technologies in Ontario in Kanada, Silicos in Deutschland, ATG mit Sitzen in Italien und Marokko, Audio Mobil Elektronik in Braunau sowie AutoLogg in Marchtrenk.
Die Industriellenvereinigung Oberösterreich
Die IV OÖ wurde 1947 ein Jahr nach der Industriellenvereinigung Österreich gegründet und ist eine freiwillige, parteipolitisch unabhängige Interessenvertretung mit ehrenamtlich tätigen Funktionären. In ihr sind etwa 450 Unternehmen, die allein in Oberösterreich rund 150.000 Mitarbeiter beschäftigen, zusammengeschlossen. Mitglieder sind nationale und internationale Konzerne, Familienunternehmen sowie zahlreiche Klein- und Mittelbetriebe aus produzierendem Bereich, Kreditwirtschaft, Infrastruktur und industrienaher Dienstleistung.
Sieben Punkte für den Aufbruch: Standortpolitische Schwerpunkte des neuen Präsidiums der Industriellenvereinigung Oberösterreich
Für die Metamorphose des Industriestandortes braucht es:
Präsident Thomas Bründl
30 Jahre „Urlaub von der Geschichte“ sind vorbei. In den letzten drei Jahrzehnten konnte Europa von günstigen Rahmenbedingungen enorm profitieren: Die USA hat uns militärisch verteidigt, billige Energie kam aus Russland und der Export nach China florierte. Diese Zeiten sind vorbei. Unser Wohlstandsmodell steht auf dem Spiel.
Das aktuelle Geschäftsmodell von Österreich – Schlusslicht beim Wirtschaftswachstum und im Spitzenfeld bei Steuerquote und Standortkosten – wird keinen nachhaltigen Erfolg haben. Eine chronische Stagnation der Wirtschaft, wie sie Japan oder Italien über Jahrzehnte erleben mussten, droht. Der Standort Österreich hat strukturelle Probleme:
Die Bundesregierung muss jetzt reagieren, um das Flugzeug wieder in den Steigflug zu bringen. Es ist keine Zeit zu verlieren. Österreich hat in den letzten Jahren den Fokus verloren, was wirklich wichtig für den Erfolg ist. Wir müssen die Themen klar ansprechen und die Probleme lösen:
Oberösterreich ist das Herz der Industrie Österreichs. Die OÖ. Industrie sichert gesamtwirtschaftlich (direkt, indirekt und induziert) österreichweit rund 1 Million Arbeitsplätze. Pro Mitarbeiter liefert die OÖ. Industrie mehr als 30.000 EUR pro Jahr an Steuern und Abgaben an den Staat ab. Für unsere 400.000 Mitarbeiter in Industrie und industrienaher Dienstleistung in Oberösterreich sind das allein aus den Löhnen und Gehältern mehr als 12 Mrd. EUR.
OÖ braucht eine Aufbruchstimmung auf der Grundlage seiner vielfältigen Stärken:
Die nationalen und globalen Rahmenbedingungen erfordern jetzt eine Metamorphose des Industriestandortes zu neuer Exzellenz. Neue Wege sind notwendig bei der Governance, beim Einsatz der Künstlichen Intelligenz zur Automatisierung der Industrie, bei der Qualifikation der Menschen und bei Forschung und Entwicklung.
Vizepräsident Dipl.-Ing. Herbert Eibensteiner
Für die oberösterreichischen Industrieunternehmen ist es entscheidend, dass Österreich auf der globalen Bühne wettbewerbsfähig bleibt. Dafür braucht es dringend eine Senkung der Arbeitskosten sowie eine Reduktion der Bürokratie und Eindämmung der Regulierungs- und Berichtsflut. Ebenso braucht es eine Lösung für die hohen Energiekosten.
Die Einführung der Strompreiskompensation für die Jahre 2025 und 2026 ist dafür ein erster Schritt, sie bringt eine zumindest temporäre Entlastung für heimische energieintensive Unternehmen, die aufgrund hoher Energie- und CO2-Kosten mit erheblichen Wettbewerbsnachteilen konfrontiert sind. Um langfristige Planungssicherheit zu schaffen, braucht es jedoch auch eine Perspektive über 2026 hinaus, wie etwa eine Ausweitung der Strompreiskompensation bis zumindest 2030.
Mit dem Clean Industrial Deal lenkt die EU derzeit einen neuen Fokus auf Wettbewerbsfähigkeit. Wir erwarten, dass sich die Bundesregierung bei diesen wichtigen Weichenstellungen aktiv für die heimische Industrie einsetzt. Im Energiebereich zählt dazu etwa die ausreichende Verfügbarkeit von Strom und Gasen aus erneuerbaren Quellen zu wirtschaftlich darstellbaren Preisen. Ebenso wichtig ist die Bereitstellung einer leistungsfähigen und europaweit integrierten Netzinfrastruktur.
Beim Thema CBAM muss größtmögliche Aufmerksamkeit auf eine wirksame Ausgestaltung gelegt werden. Eine Exportregelung muss geschaffen, der Anwendungsbereich erweitert, der Umgehungsschutz verbessert und die Berichtspflicht minimiert werden. Auch braucht es eine Streckung des Ausphasens der Freizertifikate, da gerade in der invesitionsintensiven Zeit der Transformation den Firmen wertvolle Finanzmittel entzogen werden.
Die strukturellen Probleme der Industrie müssen somit konsequent angegangen werden, sowohl national als auch mit Engagement Österreichs auf EU-Ebene, um eine globale Wettbewerbsfähigkeit (wieder)herzustellen.
Vizepräsidentin Mag. Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß
Die sinkende Wettbewerbsfähigkeit Österreichs ist eine alarmierende Entwicklung, die dringendes Handeln erfordert. Zusätzlich zu Kostensenkungsmaßnahmen und Deregulierung ist es essenziell, den Fokus wieder verstärkt auf Forschung, Innovation und technologischen Fortschritt zu legen. Nur durch einen konsequenten Ausbau der Technologiekompetenz kann Österreich im internationalen Wettbewerb gegen die stark aufholende bzw. überholende Konkurrenz aus China bestehen und seine industrielle Basis sichern. Wir müssen wieder um das besser werden, was wir teurer geworden sind.
Eine Antwort auf die enormen Kostensteigerungen am Standort Österreich ist die Forcierung von Forschung und Innovation bei gleichzeitiger Reduktion von Bürokratie und überbordenden Regulatorien. Die Automatisierung und Digitalisierung schafft nicht nur Effizienz, sondern auch neue Arbeitsplätze in Hightech-Branchen und fördert die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts. Die Forschungsförderung ist nach wie vor ein Standort-Asset Österreichs. Sie muss technologieoffen und möglichst unbürokratisch organisiert sein. Nicht der Staat sondern der Markt identifiziert die Gewinner der Zukunft.
Europa nimmt bei der grünen Transformation eine führende Rolle ein. Die europäische Wirtschaft muss auch in Zukunft eigene Technologien entwickeln und produzieren, um unabhängig von Importen zu bleiben und die Kontrolle über kritische Standortinfrastruktur zu behalten. Die Entwicklung eigener grüner Technologien hat einen doppelten Nutzen – es ermöglicht die Transformation in Richtung Klimaneutralität und ist im Export in die ganze Welt ein Wachstumsmotor.
Die Zukunft Europas und Österreichs liegt in Innovation, Automatisierung und nachhaltiger Technologieentwicklung. Nur wenn wir diese Bereiche konsequent stärken, können wir unsere Wirtschaft widerstandsfähig machen, Arbeitsplätze sichern und eine führende Rolle in der globalen grünen Transformation einnehmen. Investitionsanreize für Bürger und Unternehmen würden kurzfristig für einen Stimmungsumschwung sorgen und die Zuversicht in den Standort Österreich wieder steigern. Stop-and-Go-Förderungen sind jedoch Gift für den Markt und die Unternehmen, Stabilität und Kontinuität sind entscheidend.
Vizepräsident Dipl.-Ing. F. Peter Mitterbauer
Künstliche Intelligenz (KI) revolutioniert die industrielle Produktion. Durch den Einsatz intelligenter Algorithmen werden Produktionsprozesse effizienter, flexibler und nachhaltiger. KI-gesteuerte Systeme können nicht nur große Datenmengen in Echtzeit verarbeiten, sondern auch eigenständig aus Erfahrungen lernen und sich an wechselnde Bedingungen anpassen – ein entscheidender Vorteil in Zeiten globaler Lieferketten und zunehmender Individualisierung von Produkten. In der Robotik ermöglicht KI eine neue Generation autonomer Systeme. Roboter können komplexe Aufgaben eigenständig lösen, ihre Umgebung erkennen und sich sicher in dynamischen Produktionsumgebungen bewegen. Humanoide Roboter stehen vor der Serienreife mit vielfältigen Einsatzgebieten.
Hochschulen spielen eine zentrale Rolle in dieser Entwicklung. Sie bieten den Raum für interdisziplinäre und generalistische Forschung an der Schnittstelle von Informatik, Maschinenbau, Elektrotechnik und Ethik. Durch Kooperationen mit der Industrie und der Ausbildung hochqualifizierter Fachkräfte tragen Hochschulen entscheidend dazu bei, KI-Anwendungen sicher, verantwortungsvoll und wirtschaftlich tragfähig in die Praxis zu überführen.
Oberösterreich hat mit Professor Hochreiter und seinem Team sowie den entsprechenden Studienrichtungen an der JKU einen international sichtbaren Hot-Spot für KI. Es muss uns gelingen, KI in die industriellen Produktionsprozesse und Produkte zu integrieren, um damit die Zukunft des Industriestandortes Oberösterreich abzusichern. Die intelligente Vernetzung von KI und Robotik ermöglicht effizientere Fertigungsprozesse, individualisierte Produktion und technologischen Vorsprung.
Dies gilt insbesondere für die Fahrzeugindustrie, die für Europa und insbesondere für Deutschland und Österreich von zentraler Bedeutung ist. Sie trägt maßgeblich zur wirtschaftlichen Stärke, zum Arbeitsplatzerhalt und zur technologischen Innovation bei. Individuelle Mobilität bleibt ein Grundpfeiler unserer Gesellschaft. Sie ermöglicht Freiheit, Flexibilität und Teilhabe. Die Branche steht vor der Herausforderung, umweltfreundliche, effiziente und innovative Antriebssysteme zu entwickeln und damit den Weg in Richtung CO2-Neutralität zu ebnen. Dafür sind enorme Investitionen notwendig. Die standortpolitischen Weichen müssen jetzt gestellt werden, damit Oberösterreich der Motor der Fahrzeugindustrie Österreichs bleiben kann.