Nach der neuerlich Corona-bedingten Absage des traditionellen Industrie-Empfanges in seiner klassischen Form ermöglichte die Ordentliche Vollversammlung 2021 in der voestalpine Stahlwelt den IV-OÖ-Mitgliedern ein persönliches Wiedersehen. Die Stärke der IV sei ihr Netzwerk an Persönlichkeiten, die sich ehrenamtlich für die Industrie und den Industriestandort einsetzen, erklärte dabei IV-OÖ-Präsident Axel Greiner: „Mein Dank gilt daher allen Funktionären, die sich in den verschiedenen Gremien der IV, auch als Industrievertreter in der Wirtschaftskammer und in den Fachverbänden sowie in den verschiedenen Einrichtungen und Plattformen auf Landes- und Bundesebene engagieren!“
Gemeinsam mit IV-OÖ-Geschäftsführer Joachim Haindl-Grutsch zog er eine Bilanz über das vergangene Jahr seit der letzten Vollversammlung. Die OÖ. Industrie profitiere vom starken weltweiten Wachstum, bekomme aber auch negative Begleiterscheinungen zu spüren, etwa bei den explodierenden Rohstoff‐ und Transportkosten sowie beim Fachkräftemangel. „Die Blockade des Suezkanals hat gezeigt, wie fragil der Welthandel ist“, erklärte Greiner, der in seinem Bericht auch auf die erfolgreiche Impfkampagne in der OÖ. Industrie einging: „Die IV-OÖ arbeitete seit Jahresbeginn intensiv daran, Corona-Impfungen für die Mitarbeiter in den Betrieben zu ermöglichen. Dadurch konnten bereits im April 10.000 Schlüsselkräfte mit dringendem Reisebedarf vorzeitig geimpft werden. In den ab Ende Mai gestarteten knapp 100 betrieblichen Impfstraßen konnten rund 50.000 Mitarbeiter aus 150 Betrieben vorzeitig geimpft werden. Dieser Erfolg ist unmittelbar mit der IV-OÖ verknüpft!“
Exakt ein Jahr und drei Tage nach seiner Wahl zum Präsidenten der Industriellenvereinigung war Georg Knill in der IV-OÖ-Vollversammlung zu Gast und betonte, dass der aktuelle globale Aufschwung der stärkste seit fünf Dekaden ist. Besonders positiv sei, dass Österreich die Zahl der Industriebeschäftigten in den letzten zehn Jahren um 15 Prozent ausbauen konnte, während in anderen EU-Staaten eine Deindustrialisierung stattgefunden hat. Zu den wichtigsten Standortthemen auf Bundesebene, die über die Zukunft der heimischen Industrie entscheiden werden, zählten das in Ausarbeitung befindliche Klimaschutzgesetz, die ökosoziale Steuerreform, die Transformation des Mobilitätssystems und die Digitalisierung sowie die Ziele für eine nachhaltige Entwicklung – Stichwort Lieferketten-Gesetz. „Hier muss die österreichische und europäische Politik mit Vernunft agieren, um Wettbewerbsnachteile für Europa gegenüber den USA und China zu vermeiden“, so IV-Präsident Knill.
Auch Landeshauptmann Thomas Stelzer kam in die voestalpine Stahlwelt und erklärte in seinem Impulsreferat vor den Spitzen der OÖ. Industrie, Oberösterreich habe das höchste Wirtschaftswachstum und die niedrigste Arbeitslosigkeit der Republik. „Der industrielle Motor läuft bereits wieder auf Hochtouren. Unser Ziel ist der Aufstieg zu den führenden Industrieregionen in Europa. Insbesondere auch was die klimafreundliche, ökologische Produktion betrifft. Allerdings wollen wir dies nicht durch Steuern oder Verbote erreichen, sondern durch Innovation, Erfindergeist und neue Technologien“, so Stelzer. Dafür wolle man einen besonderen Fokus auf eine lebendige Forschungs- und Bildungslandschaft legen. Überdies wolle er eine Rückkehr zum „Chancen statt Schuldenkurs“, sobald die Corona-Krise bewältigt ist. „Wir haben schon einmal bewiesen, dass wir Schulden abbauen können. Mehr als eine halbe Milliarde Euro innerhalb von zwei Jahren!“
Bei der mittlerweile zum 18. Mal durchgeführten Live-Befragung der IV OÖ-Mitglieder wurde schließlich ein Bild gezeichnet, das klar von Optimismus geprägt ist. Es wurden aber auch die großen Herausforderungen der kommenden Jahre deutlich thematisiert. Ein All-time-high erreichte dabei die Frage, wie sich die wirtschaftliche Lage Österreichs in den nächsten 12 Monaten entwickeln wird: 76 Prozent der Teilnehmer gingen von einer Verbesserung aus, 20 Prozent von einer gleichbleibenden Entwicklung und nur 3 Prozent rechneten mit einer Verschlechterung. Der weltweite Konjunkturaufschwung entfaltet damit im Industrieland Oberösterreich seine volle Wirkung, wobei die Betroffenheit der Branchen höchst unterschiedlich war und ist.
Während ein Großteil der Firmen bereits das Vor-Krisen-Niveau wieder überschritten hat, gibt es einzelne Firmen, bei denen es noch zwei, drei oder mehr Jahre dauern könnte. Von jenen Firmen, die das Niveau der Zeit vor der Krise schon wieder erreicht oder überschritten haben, gaben sogar 57 Prozent an, gar keine negativen Auswirkungen gespürt zu haben. Mehr als zwei Drittel (69 %) der Teilnehmer an der Befragung schätzen den Standort Oberösterreich im Vergleich zu anderen Bundesländern als besser ein, 24 Prozent als gleich gut und nur drei Prozent als weniger gut.
Als die größten Herausforderungen für die nächsten fünf Jahre werden mit großem Vorsprung die Themen „Finden qualifizierter Mitarbeiter“ (87 % größtes bzw. schwerwiegendes Problem) und „Produktionseinschränkungen durch fehlende Verfügbarkeit von Rohstoffen und Vorprodukten“ (65 %) sowie „Kosten für Energie und Klimaschutz“ (56 %) gesehen. Auch die Themenbereiche „Verwaltungsaufwand, Behördenverfahren“ (53 %), „Steuern und Abgaben“ (45 %) sowie „Digitalisierung“ (44 %) werden als bedeutende Herausforderungen eingestuft.
Eine ebenfalls sehr klare Meinung haben die IV-OÖ-Mitglieder bei der Frage, welche Maßnahmen Bundes- und Landesregierung jetzt umsetzen sollten, um den Standort Oberösterreich zukunftsfit und resilient zu machen: 89 Prozent der Befragten wiesen Investitionen in Infrastruktur wie Straße, Schiene, Energie oder Breitband höchste bzw. hohe Priorität zu, gefolgt von einer MINT-Offensive (87 %) und der Senkung von Steuern und Lohnnebenkosten, der Digitalisierung und Modernisierung aller Prozesse der öffentlichen Hand (jeweils 79 %) sowie einer Technologieoffensive in der Klimapolitik (65 %).
Weiterhin sehr hoch ist die Zufriedenheit mit Landeshauptmann Thomas Stelzer, dessen Weg für Oberösterreich von 93 Prozent der Befragten mit „sehr zufrieden“ bzw. „eher zufrieden“ beurteilt wurde. Auch die Zufriedenheit der Mitglieder mit der IV OÖ erreichte erneut sehr positive Werte.