Die Hochkonjunktur in der OÖ. Industrie hält an, die Herausforderungen nehmen aber stetig zu: Hohe Infektions- und Quarantänezahlen sowie der Mangel an Bauteilen gefährden Produktionsabläufe, die Gefahr von Stillständen ist latent gegeben. Viele Leitbetriebe berichten vom täglichen „Horror“ und von ständigen Notaktionen, um die Lieferketten aufrecht und die Produktion in Gang zu halten. Aufgrund der Engpässe bei Vormaterialien kommt es immer wieder zu „Wild-West-Methoden“ am Markt, was zu massiven Verteuerungen bei der Materialbeschaffung führt. Zusätzlich erhöhen explodierende Energiekosten und auch stark steigende Personalkosten die Komplexität der aktuellen Situation weiter. Gleichzeitig kann sich die Mehrzahl der Unternehmen über volle Auftragsbücher freuen: Bei der jüngsten Konjunkturumfrage der IV OÖ meldeten die wichtigsten Leitbranchen Oberösterreichs weiterhin sehr gute Auftragsbestände. Eine Ausnahme stellt die Nahrungsmittelindustrie dar, die aufgrund der Corona-Maßnahmen von den Einschränkungen in Hotellerie, Gastronomie und im Veranstaltungsbereich betroffen ist. In den übrigen Branchen sorgt die ausgezeichnete Auftragslage dafür, dass der Ausblick trotz der vielfältigen Probleme positiv bleibt. Dies zeigt sich auch in der wieder verbesserten Einschätzung der Geschäftslage in 6 Monaten und in Summe im Anstieg des Konjunkturbarometers: Nach einem leichten Rückgang im Vorquartal stieg der Geschäftsklimaindex wieder auf 48,5 Punkte an.
An der IV OÖ-Konjunkturumfrage über das 4. Quartal 2021 haben sich 95 Firmen mit insgesamt mehr als 105.000 Mitarbeitern beteiligt. Dabei meldeten – gewichtet nach Mitarbeiterzahlen – 73 Prozent der Betriebe eine gute und nur 6 Prozent eine schlechte Geschäftslage. Der Saldo aus Positiv- und Negativmeldungen ging zwar zurück, liegt aber bei nach wie vor bei sehr guten 67 Prozentpunkten (Vorquartal: 78 Punkte). Auch die Auftragsbestände und Auslandsaufträge befinden sich mit 76 Punkten (Vorquartal: 82) bzw. 68 Punkten (Vorquartal: 69) weiterhin auf hohem Niveau. Die aktuelle Ertragssituation zeigt hingegen aufgrund der stark steigenden Kosten eine klar rückläufige Tendenz; der Saldo aus Positiv- und Negativmeldungen reduzierte sich von zuvor 60 auf nunmehr 41 Prozentpunkte und eine spürbare Verbesserung ist nicht in Sicht: Bei der Einschätzung der Ertragssituation in 6 Monaten pendelt der Saldo erneut um die Nulllinie. Ungeachtet dessen nimmt der Optimismus in der OÖ. Industrie deutlich zu, der Saldo der Geschäftslage in sechs Monaten stieg um immerhin um 17 auf 30 Prozentpunkte. Dass die Beschäftigungslage in 3 Monaten dennoch leicht rückläufig eingeschätzt wird, ist primär dem Umstand geschuldet, dass die Betriebe nicht so viele Arbeitnehmer finden können, wie derzeit gesucht werden. Die OÖ. Industrie sucht flächendeckend Mitarbeiter aller Qualifikationsniveaus, auch Anlernkräfte, die sie nur in geringem Maße findet. Die im vergangenen Jahr kontinuierlich gesunkene Arbeitslosenquote ist dennoch nicht der einzige Grund für den virulenten und noch weiter zunehmenden Arbeitskräftemangel: Im europäischen Vergleich liegt Österreich bei der Arbeitslosigkeit immer noch zwischen Platz 11 und 13 und damit weit weg von der Vollbeschäftigung anderer Länder. Österreich braucht dringend ein Reformpaket, das mehr Anreize liefert, eine Beschäftigung anzunehmen oder auszuweiten, und die Potenziale am Arbeitsmarkt besser ausschöpft.