Universitäre Meilensteine

Die gesetzlich fixierte Einrichtung der neuen TU Linz bedeutet eine enorme Chance für den Standort und einen wirtschaftlichen Mehrwert für Oberösterreich. Auch an der JKU ging es zuletzt kräftig voran, wie ein „Treffpunkt Wissenschaft“ der IV-OÖ am neuen Uni-Campus zeigte.

Mit dem Beschluss des Gründungsgesetzes der neuen, interdisziplinären Technischen Universität in Linz durch den Nationalrat wurde deren Einrichtung nun endgültig fixiert. Gleichzeitig unterstreicht eine aktuelle Studie des ifo-Instituts über die Standorteffekte des „Institute of Digital Sciences Austria“, so der offizielle Name der TU, nicht nur die riesige Chance, die damit verbunden ist, sondern auch den wirtschaftlichen Mehrwert für Oberösterreich. Die Studie verdeutlicht, welch kräftigen Impuls die neue Universität für den Standort und damit für Arbeit und Wohlstand liefern kann.

Mit der neuen TU sollen vor allem auch Antworten auf zentrale Zukunftsfragen gegeben werden, beispielsweise im Bereich Klimaschutz, Mobilität, Sicherheit oder Künstliche Intelligenz, wie Landeshauptmann Thomas Stelzer in einem Pressegespräch mit IV-OÖ-Geschäftsführer Joachim Haindl-Grutsch und WIFO-Direktor Gabriel Felbermayr erklärte. Dahingehend werde die neue TU einen Mehrwert für die ganze Gesellschaft bringen, das Projekt falle auf fruchtbaren Boden und bilde ein sehr tragfähiges Fundament für die weitere Entwicklung des Standortes.

Hohe Spillover-Wirkung

Felbermayr, der die Studie in Zusammenarbeit mit dem ifo-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München erstellt hat, verwies auf die Hebeleffekte und die Spillover-Wirkung der neuen TU, die für Österreich und ganz besonders für den Standort Oberösterreich überdurchschnittlich hoch seien. „Die neue TU ist ihr Geld wert“, so der WIFO-Chef. Nach allem, was über Universitätsgründungen in der Forschung bekannt sei, werde sie die lokale Wertschöpfung in Oberösterreich deutlich steigern – der Zuwachs im Bruttoregionalprodukt könne bis zu 200 Mio. Euro pro Jahr betragen.

Doch auch sonst wird der Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Oberösterreich immens von der Einrichtung der TU Linz profitieren, denn mehr Wettbewerb und Kooperation führen letztlich zu mehr Exzellenz. Für Landeshauptmann Stelzer ist das künftige Institute of Digital Sciences Austria ein zentraler Baustein auf dem Weg in das Spitzenfeld der europäischen Industriestandorte: „Wer im Wettbewerb der Regionen bestehen will, muss beim digitalen Wandel vorn mitspielen!“ Die weiteren Errichtungsschritte würden unmittelbar in Angriff genommen und unter Mitwirkung der Johannes Kepler Universität Linz bis zum Herbst 2023 finalisiert.

TU Linz schließt Hochschullücke

Auch für die OÖ. Industrie ist die Entscheidung für die Einrichtung einer interdisziplinären, auf Digitalisierung fokussierten TU aus standortpolitischer Sicht ein richtiger und zukunftsweisender Schritt. „Die Verfügbarkeit von universitärer Forschungskompetenz und hoch qualifizierten MINT-Absolventen ist die ‚harte Währung‘ für einen hoch entwickelten Standort“, erklärt dazu Joachim Haindl-Grutsch. Der Vergleich mit weltweit führenden Regionen zeige eindeutig, dass die Technologieführerschaft für rohstoffarme Standorte der Schlüssel zum Erfolg sei. „Die Digitalisierung ist nach Dampfmaschine, Stromgenerator und Druckerpresse aufgrund ihrer umfassenden Wirkung die vierte Universaltechnologie. Der Bedarf an digitalen Kompetenzen in Industrie, Wirtschaft und Gesellschaft ist enorm hoch und wird in den nächsten Jahren weiter steigen. Forschungskompetenz und Humankapital müssen für die digitalen Herausforderungen der Zukunft in ausreichendem Ausmaß verfügbar sein.“

Mit der Gründung der TU Linz wird ein historischer Nachteil Oberösterreichs endlich ausgeglichen – sie schließt die Hochschullücke Österreichs!


IV OÖ-Geschäftsführer DI Dr. Joachim Haindl-Grutsch
Foto: Land OÖ


Das Industrieland Oberösterreich kämpft seit Jahrzehnten darum, den späten Start als Hochschulstandort im Vergleich zu anderen Bundesländern wie Wien und der Steiermark aufzuholen. Die Anzahl von Hochschulabsolventen in Relation zur Bevölkerungszahl ist in Oberösterreich aus diesem Grund unterdurchschnittlich. „Mit der Einrichtung der Medizinfakultät und der Gründung der TU wird dieser historische Nachteil endlich ausgeglichen“, betont Haindl-Grutsch: „Die TU schließt die Hochschullücke Österreichs!“ Zudem würden sich aufgrund der umfassenden Kooperationsmöglichkeiten, die sich durch die hohe Dichte an forschungsintensiven Leitbetrieben und zahlreichen weiteren Standortakteuren wie etwa der Ars Electronica ergeben, umfassende Agglomerationseffekte im Ökosystem der neuen Universität entfalten.

Absurde Kritik an Industrienähe

Völlig absurd ist es aus Sicht der OÖ. Industrie, wenn gegen Ende der Begutachtungsfrist des Gründungsgesetzes von manchen Akteuren Kritik an einer zu hohen Industrienähe der neuen TU geäußert und darin eine Gefahr für die Freiheit von Forschung und Lehre gesehen wurde. Im Gegenteil wäre Kritik angebracht, wenn eine Technische Universität nicht mit den industriellen Flaggschiffen des Landes eng kooperieren würde, weil beide Seiten von dieser Zusammenarbeit gewaltig profitierten, wie Haindl-Grutsch hervorhebt: „Die OÖ. Industrie arbeitet schließlich auch mit den bestehenden drei TUs in Wien, Graz und Leoben intensiv zusammen, was von diesen auch aktiv forciert wird.“

Somnium – eine Aussichtsplattform auf dem TNF-Turm mit Veranstaltungs- und Seminarraum.
Foto: JKU

Die gemeinsamen Projekte hätten dazu geführt, dass viele Institute stark wachsen und ihre Kompetenz erheblich steigern konnten. „Auch in den letzten Wochen hat es dazu zahlreiche wertschätzend verlaufene Gespräche mit den Rektoren der TU Graz und der Montanuniversität Leoben gegeben. Das ausgearbeitete Konzept der TU wird von der OÖ. Industrie befürwortet, eine entsprechende Einbindung zahlreicher Experten war in den letzten zwei Jahren gegeben“, so Joachim Haindl-Grutsch, der einmal mehr die Interdisziplinarität der neuen TU hervorhebt: „Wer am Institute of Digital Sciences Austria studiert, wird bewusst nicht zum klassischen Mathematiker, Informatiker oder Mechatroniker ausgebildet, sondern zum Generalisten, der Prozesse ‚end to end‘ denken und konzipieren kann – basierend auf einem gesamtheitlichen Verständnis der digitalen Techniken. So wie ein Architekt nicht zum Mathematiker, Physiker, Bauingenieur, Raumplaner oder Künstler und Designer ausgebildet wird.“

 

Steigende MINT-Zahlen an der JKU

Obwohl bei der neuen TU naturgemäß noch viele Details ungeklärt sind, steht bereits fest, dass sie eng mit der Johannes Kepler Universität kooperieren und auch räumlich am JKU-Campus angesiedelt sein soll. Dieser erstrahlt mittlerweile in neuem Glanz und erfuhr unter Rektor Meinhard Lukas eine enorme Attraktivierung, wie sich die IV-OÖ-Mitglieder im Rahmen eines „Treffpunkt Wissenschaft“ bei einem Campus-Rundgang überzeugen konnten. Nach der schwimmenden Veranstaltungsplattform „JKU Teichwerk“ entstanden zuletzt auch die Kepler Hall, das Learning Center in der Hauptbibliothek, das LIT Open Innovation Center mit Pilotfabrik, das Somnium am Dach des TNFTurms, die neuen Science Park-Gebäude und zuletzt der Zirkus des Wissens, der sowohl Wissenschaft als auch Kunst für Jung und Alt niederschwellig zugänglich und mit allen Sinnen erlebbar machen soll.

Zirkus des Wissens – die Manege wird zum Tummelplatz des Staunens und Entdeckens.
Foto: JKU


Teichwerk – schwimmende Gastronomie- und Veranstaltungsplattform am Ost-Ufer des Campusteiches.
Foto: JKU

„Neben dem Campus haben wir auch das Angebot an MINT-Studienrichtungen und die Anzahl der MINT-Studierenden deutlich ausbauen können“, berichtet Lukas: „Entgegen dem österreichischen Trend können wir um 30 Prozent gestiegene MINT-Zahlen vorweisen. Mit einer Vielzahl an Maßnahmen – etwa Kooperationen mit der Ars Electronica oder neuen und attraktiven Studienrichtungen – tun wir unser Möglichstes, um diese Entwicklung fortzusetzen!“