Arbeitskräfte dringend gesucht!

Trotz aller geopolitischen Unsicherheiten und der damit verbundenen Probleme bleibt für die OÖ. Industrie der Arbeitskräftemangel die klare Nummer Eins unter den Herausforderungen der kommenden Jahre.

Die Gemengelage aus Krisen, die überwiegend auf das geopolitische Umfeld zurückzuführen sind und derzeit über den Industriestandort Oberösterreich, die Republik Österreich und ganz Europa hereinbrechen, lässt jeglichen Optimismus hinsichtlich der künftigen Entwicklung der Wirtschaftslage in Österreich schwinden. Laut der seit 2004 jährlich im Rahmen der Ordentlichen Vollversammlung durchgeführten Mitgliederbefragung der IV-OÖ, an der sich heuer knapp 200 Spitzenmanager der heimischen Leitbetriebe beteiligten, stürzte der Anteil jener, die an eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage Österreichs innerhalb der nächsten zwölf Monate glauben, auf zwei Prozent ab. Im Vorjahr lag dieser Prozentsatz infolge des ersten „überstandenen“ Corona-Jahres noch auf dem Rekordhoch von 76 Prozent. Im Juni heurigen Jahres hoffen hingegen gerade einmal 34 Prozent, dass die Wirtschaftslage in Österreich gleich bleiben werde, fast zwei Drittel (63 %) der Befragten gehen von einer Verschlechterung aus. Dies ist der schlechteste Wert seit Beginn der Erhebungen und ein untrügliches Zeichen für die aktuelle Krisenstimmung.

Steigendes Besorgnislevel

Noch vor Faktoren wie den stark gestiegenen Energiekosten, die Gefahr eines Gas-Lieferstopps oder die weiter ansteigende Inflation, die Unsicherheit schüren, wird der mittlerweile als dramatisch zu bewertende Arbeitskräftemangel mit klarem Abstand als das drängendste Problem der nächsten fünf Jahre gesehen: Insgesamt 95 Prozent der Befragten halten das Finden qualifizierter Mitarbeiter für das größte (61 %) oder zumindest für ein schwerwiegendes Problem (34 %). Auf den weiteren Plätzen der wichtigsten Herausforderungen befinden sich die Themenkomplexe Energiekosten, Umwelt und Klimaschutz, unmittelbar gefolgt von der Verfügbarkeit von Energie, Rohstoffen und Vorprodukten (siehe Grafik). Damit manifestiert sich der Energiebereich als weiteres Sorgenkind neben dem Mitarbeiter-Thema. Hinsichtlich der Kostenseite stieg das Besorgnislevel um gut 20 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr an, gegenüber der Messung von 2020 bedeuten diese Werte sogar mehr als eine Verdoppelung.

Foto: IV OÖ


Standort OÖ bleibt top

Beachtenswert ist auch, dass weder die aktuellen Verunsicherungen im Hinblick auf die Wirtschaftsentwicklung noch der Ausblick auf die drängendsten Probleme der kommenden Jahre nennenswerte Auswirkungen auf die allgemeine Bewertung des Wirtschaftsstandortes Oberösterreich hat. Ähnlich wie im Vorjahr (69 %) bleiben auch heuer 67 Prozent der Befragten bei dem Bild, dass Oberösterreich als Wirtschaftsstandort im Vergleich zu anderen Bundesländern besser dasteht. 26 Prozent halten ihn für gleich gut und nur vier Prozent für weniger gut als die übrigen Bundesländer. Weiterhin sehr positiv und auf stabil hohem Niveau befindet sich die Zufriedenheit der Mitglieder mit der IV-OÖ. Demgegenüber ist die Zufriedenheit mit der Bundesregierung im Vergleich zu den letzten Jahren deutlich zurückgegangen.

Klarer Blick auf Handlungsfelder

Angesichts der anstehenden Herausforderungen und Probleme haben die heimischen Unternehmer und Spitzenmanager auch eine klare Meinung dazu, welche Maßnahmen von Bundes- und Landesregierung gesetzt werden sollten, um den Standort Oberösterreich zukunftsfit und resilient zu machen. An die Spitze eines potenziellen Maßnahmenpaketes reihen die Befragten klar entsprechende Entlastungen bei Energiekosten und eine Sicherstellung der Energieversorgung. Fast alle IV-OÖ-Mitglieder (96 %) sehen in diesem heuer neu abgefragten Punkt die höchste oder eine hohe Priorität und definieren damit ihre Anforderungen an die Bundes- und Landesregierung klar und deutlich. Fast ebenso viele (94 %) weisen der Senkung von Steuern und Lohnnebenkosten eine entsprechende Priorität zu.

Mit immerhin 83 Prozent rangiert eine Technologieoffensive in der Klimapolitik auf dem dritten Platz, womit sich die Führungskräfte der OÖ. Industrie auch klar gegen einseitige Verbote oder Förderungen einzelner Technologien – etwa ein generelles Verbot von Verbrennungsmotoren im Bereich der Antriebstechnologien – aussprechen. Ebenfalls zahlreich sprechen sich die IV-OÖ-Mitglieder für die Umsetzung einer MINT-Offensive (79 %) sowie für Investitionen in Infrastruktur wie Straße, Schiene, Energie oder Breitband (78 %) aus.


Foto: IV OÖ