Österreichs Energie-, Umwelt und Klimapolitik war in den letzten Jahren teuer und ineffizient, vielfach realitätsfern oder ideologiegetrieben. Sie sei außerdem zu wenig technologieoffen und stärkenorientiert gewesen, erklärt dazu IV-OÖ-Geschäftsführer Joachim Haindl-Grutsch: „Die IV mahnt seit vielen Jahren eine Energiepolitik mit Sachargumenten ein. Energiepolitik eignet sich nicht für Ideologie, weil die Physik kein Parteibuch kennt!“ Derzeit seien rund 20 Prozent vom gesamten Energieverbrauch elektrischer Strom. Durch die zusätzliche Elektrifizierung von Mobilität, Industrie und Heizungen werde der Strombedarf weiter stark zunehmen und damit der Ausbau der erneuerbaren Stromproduktion eine enorme Herausforderung.
Generell steht fest: Die OÖ. Industrie ist wesentlicher Teil der Lösung im Kampf gegen den Klimawandel und produziert im internationalen Vergleich bereits heute wesentlich klimaschonender als irgendwo sonst. Mit der Green Transition wartet nun eine Herkulesaufgabe. Aufgrund der aktuell hohen Energie- und Rohstoffpreise stehen die Unternehmen vor einem bis dato nie dagewesenen Druck, Energie zu sparen, Emissionen zu senken und eine nachhaltigere Produktion zu gewährleisten. Zu den „Push-Faktoren“ zählen dabei all jene von Regierungen und Regulierungsbehörden formulierten Ziele zu CO2-Reduktion und Nachhaltigkeit, etwa vorgegebene Recyclingquoten, aber auch Verschärfungen im Emissionshandel oder die Besteuerung von CO2-Emissionen.
Die „Pull-Faktoren“ der Green Transition entstehen hingegen durch Endverbraucher und deren steigende Nachfrage nach umweltfreundlichen Produkten mit einem kleineren CO2-Fußabdruck und einem nachhaltigen Image. Aber auch Unternehmenskunden aus dem B2B-Bereich setzen zunehmend auf nachhaltigere Liefer- und Wertschöpfungsketten. Auch Finanzinstitute und Investoren achten bei Finanzierungsentscheidungen zunehmend auf Nachhaltigkeitskriterien.
Die ökologische Transformation stellt laut IV-OÖ-Vizepräsidentin Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß auch eine riesige Chance für den Standort dar: „Klimaschutz, Wettbewerbsfähigkeit und Wohlstand sind kein Widerspruch, sondern können nur eng aufeinander abgestimmt wirken. Für die Gestaltung der Green Transition steht den Unternehmen eine enorme Bandbreite an Maßnahmen zur Verfügung.“ Hauptsächlich gehe es dabei um Elektrifizierung und Digitalisierung, was einerseits viel elektrische Energie und somit den Ausbau von Produktion und Infrastruktur erfordere, andererseits werden enorme Mengen an Halbleitern benötigt. Die Transformation müsse bewältigt werden, indem Produkte und Dienstleistungen in Europa hergestellt werden, wie Engelbrechtsmüller-Strauß betont: „Wir werden die Erde nicht retten, wenn die Rahmenbedingungen in Europa das Produzieren verhindern und dadurch viel aus Ländern importiert wird, wo die Auflagen deutlich niedriger sind!“ Dazu kommt, dass nach der Abhängigkeit von russischem Erdgas weitere Abhängigkeiten drohen, etwa von China bei den Batterien für die Elektromobilität. Halbleiter kommen überwiegend aus Asien, aber auch die USA legen hier massive Förderprogramme auf.
Insgesamt identifizierte die IV-OÖ in ihrer Studie fünf für die OÖ. Industrie entscheidende Themenfelder am Weg zu einer dekarbonisierten Wirtschaft: Elektrifizierung und die Nutzung erneuerbarer Energiequellen; eine weitere Steigerung der Energie- und Materialeffizienz; der Einsatz alternativer Rohstoffe sowie die Umsetzung der Kreislaufwirtschaft. Es bestehe eine Vielzahl an Maßnahmen, mit denen Betriebe umweltfreundlicher und emissionsärmer wirtschaften könnten: „Sie erstrecken sich über das Produktdesign, die Beschaffung und den Einsatz von Produktionsmaterialien, effiziente Produktionsprozesse und Fabriken, neue Geschäftsmodelle, eine nachhaltige betriebliche Logistik und Mobilität bis hin zum Facility Management“, erklärt Engelbrechtsmüller-Strauß. Zur Orientierung definierte die IV-OÖ 30 betriebliche Ansatzpunkte in sechs Kategorien.