Im Pilotensitz für Oberösterreich

Das Jahr 2021 war für Oberösterreich außergewöhnlich herausfordernd. In den kommenden Jahren müssen die großen Transformationsprozesse für den Standort OÖ aktiv gesteuert werden.

Die extrem dynamische Erholung des Welthandels führte in der OÖ. Industrie 2021 nahezu flächendeckend zu sehr hohen Auftragseingängen und guter Geschäftsentwicklung. Nur wenige Industriesektoren wie die Flugzeugindustrie oder die Brauereien waren von den Auswirkungen der Pandemie weiterhin betroffen. Die Blockade im Suezkanal im Frühjahr 2021 stand und steht symbolisch für die Schwierigkeiten, die der weltweite Lockdown nach dem Ausbruch der Pandemie 2020 in der Weltwirtschaft zur Folge hatte. Der enorm starke Aufschwung der globalen Konjunktur nach dem Absturz hat das System aus dem Gleichgewicht gebracht.

„Auch im vierten Lockdown hält die OÖ. Industrie das Land am Laufen und sorgt für Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Steuereinnahmen für die öffentliche Hand“, erklärt IV-OÖ-Präsident Axel Greiner. Die globale Wirtschaft läuft weiterhin auf Hochtouren, wovon die exportstarke heimische Industrie über viele Branchen hinweg enorm profitiert. Die Ausnahme bilden jene Branchen des produzierenden Sektors, die stark der Hotellerie und Gastronomie zuliefern. „Das aktuelle Umfeld bleibt herausfordernd“, ergänzt IV-OÖ-Geschäftsführer Joachim Haindl-Grutsch: „Neben den eingeschränkten Komponentenverfügbarkeiten, volatilen Kundenabrufen und vor allem stark gestiegenen Kosten für Energie, Rohstoffe oder Transport verschärfen auch die aktuell hohen Infektions- und Quarantänezahlen sowie die mit COVID-19 verbundenen erhöhten Absenzzahlen der Beschäftigten den grundsätzlichen Arbeitskräftemangel in den Betrieben.“

IV OÖ-Präsident Dr. Axel Greiner
Foto: IV OÖ/Eric Krügl

Am Beginn der neuen Legislaturperiode braucht Oberösterreich drei Masterpläne für einen starken Veränderungsimpuls.


Notwendige Veränderungsimpulse

Zusätzlich war das Jahr 2021 in Oberösterreich geprägt von der Landtagswahl Ende September, die zur Fortsetzung der schwarz-blauen Koalition führte. Die neue Legislaturperiode reicht bis ins Jahr 2027 und entscheidet daher darüber, wie wettbewerbsfähig unser Land am Ende dieses Jahrzehnts im internationalen Vergleich sein wird und ob das gemeinsame Ziel des Aufstiegs zu den besten Industrieregionen Europas bis 2030 erreicht werden kann. Das ausverhandelte Regierungsprogramm beinhaltet dazu eine ganze Reihe wesentlicher Passagen. „Eine Fortsetzung des erfolgreichen Kurses mit neuen kräftigen Veränderungsimpulsen ist notwendig, um dem dynamischen Wandel Rechnung zu tragen und die Vielfalt der Herausforderungen zu bewältigen“, so IV-OÖ-Präsident Greiner. Aus Sicht der IV-OÖ benötigt Oberösterreich am Beginn der neuen Legislaturperiode drei neue, konkret ausgearbeitete Masterpläne, die von entsprechendem Projektmanagement begleitet werden müssen. „Erstens braucht es einen Masterplan für den öffentlichen Sektor, der die Rückkehr zum Nulldefizit nach Bewältigung der Pandemie vorzeichnet und die Steigerung der Qualität sowie die Senkung der Kosten des öffentlichen Sektors durch forcierte Digitalisierung beinhaltet“, betont Greiner. Zweitens müsse ein „Masterplan Bildung und Arbeitsmarkt“ das Heben aller Potenziale bei Jugendlichen, Frauen, Älteren und durch qualifizierte Zuwanderung zum Ziel haben, ebenso Verbesserungen in der MINT-Ausbildung in allen Schulzweigen sowie im oberösterreichischen Hochschulsektor, so der IV-OÖ-Präsident: „Drittens braucht es einen ‚Masterplan Infrastruktur‘ für den beschleunigten Ausbau der Verkehrs-, Energie- und Dateninfrastruktur, der auch die Förderung von Projekten zur Transformation des Energie- und Mobilitätssystems sowie der CO2-intensiven industriellen Produktionsprozesse umfasst.“

Weiterentwicklung des Standorts OÖ

Das kommende Jahr wird für den Industriestandort Oberösterreich nicht weniger herausfordernd als das zu Ende gehende Jahr 2021. Neben der Pandemiebewältigung bleiben die Unberechenbarkeiten des globalen Wirtschaftskreislaufes und die Auswirkungen der Transformation des Energie- und Mobilitätssystems auf Energie- und CO2-Kosten im Fokus der OÖ. Industrie. „In den nächsten Jahren werden jene Regionen erfolgreich sein, die mit hoher Flexibilität und Kompetenz auf die neuen Herausforderungen reagieren können“, hält IV-OÖ-Geschäftsführer Joachim Haindl-Grutsch fest. Gerade deswegen müssten in den nächsten drei Jahren alle Anstrengungen unternommen werden, um den Industriestandort Oberösterreich weiterzuentwickeln. Die Spitzenregionen würden prosperieren, während andere zurückfallen.

Der notwendige beschleunigte Strukturwandel in Richtung noch stärkerer Bildungs-, Forschungs-, Technologie- und Innovationsorientierung mit modernster Infrastruktur und automatisierten, digitalisierten und flexibilisierten Prozessen in allen Bereichen von Wirtschaft und öffentlicher Hand müsse mit aller Kraft vorangetrieben werden. „Dies umso mehr, weil es aufgrund des Demographie-bedingten Arbeitskräftemangels zur weiteren dynamischen Evolution unseres Wirtschaftssystems in Richtung höherer Wertschöpfungsintensität durch Höherqualifizierung der Menschen und intensiver Digitalisierung von Prozessen keine Alternative gibt“, so Haindl-Grutsch. Höhere Kosten am Arbeits- und Wirtschaftsstandort könnten nur mit technologiegetriebenen Produktivitätsfortschritten überkompensiert werden, um damit den Wohlstand am Standort weiter zu erhöhen: „Umso wichtiger ist es, dass Oberösterreich die vorgeschlagenen Masterpläne rasch in die Umsetzung bringt!“

Höhere Kosten am Arbeits- und Wirtschaftsstandort können nur mit technologiegetriebenen Produktivitätsfortschritten überkompensiert werden.


IV OÖ-Geschäftsführer DI Dr. Joachim Haindl-Grutsch
Foto: IV OÖ/Eric Krügl
Wesentliche Transformationsprozesse

Die Industriellenvereinigung Oberösterreich hat sich in den letzten Jahren intensiv mit „12 Grand Challenges“ beschäftigt und umfassende Expertise aus internationaler Perspektive ausgearbeitet. „Es sind jene prioritären internationalen Entwicklungen, die in diesem Jahrzehnt wesentliche Auswirkungen auf unseren Industriestandort haben werden“, erläutert Haindl-Grutsch. Diese führen zu drei wesentlichen Transformationsprozessen, die der Standort Oberösterreich in den nächsten Jahren erfolgreich bewältigen muss: die digitale Transformation, die den Fachkräftemangel und den MINTNachwuchs ebenso betrifft wie die Bereiche „Digitalisierung und neue Technologien“ und „Cybersecurity“. Die Transformation des Energie- und Mobilitätssystems umfasst die Energie- und Rohstoffversorgung, den Klima- und Umweltschutz sowie die Zukunft der Mobilität. Und schließlich die Transformation von Politik und Gesellschaft im Hinblick auf die Bereiche Good Governance, auf den Finanzierungs- und Kapitalmarkt, die geopolitischen Machtverhältnisse, die Zukunft Europas und auf die gesellschaftlichen Entwicklungen.

Foto: Andi Bruckner, FACC

„Diese Transformationsprozesse haben für das global vernetzte Industrieland Oberösterreich und seinen Erfolg in der Zukunft höchste Relevanz“, betont Joachim Haindl-Grutsch: „Die Entwicklungen müssen aktiv vom Pilotensitz aus und gemeinsam für den Standort gestaltet werden, um daraus Wettbewerbsvorteile für unser Land zu erzielen!“



3 Masterpläne und 3 Transformationsprozesse für OÖ

Am Beginn der neuen Legislaturperiode benötigt Oberösterreich drei neue, konkret ausgearbeitete Masterpläne:

Masterplan öffentlicher Sektor: 
Rückkehr zu Nulldefizit nach Bewältigung der Pandemie sowie Steigerung der Qualität und Senkung der Kosten des öffentlichen Sektors durch forcierte Digitalisierung

Masterplan Bildung und Arbeitsmarkt: 
Hebung aller Potenziale bei Jugendlichen, Frauen, Älteren und durch qualifizierte Zuwanderung sowie Verbesserungen in der MINT-Ausbildung in allen Schulzweigen sowie im Hochschulsektor in OÖ

Masterplan Infrastruktur: 
Beschleunigter Ausbau der Verkehrs-, Energie- und Dateninfrastruktur und Förderung von Projekten zur Transformation des Energie- und Mobilitätssystems sowie der CO2-intensiven industriellen Produktionsprozesse. Die „12 Grand Challenges“ sind jene prioritären internationalen Entwicklungen, die in diesem Jahrzehnt wesentliche Auswirkungen auf den Industriestandort Oberösterreich haben werden. Sie führen zu 3 wesentlichen Transformationsprozessen, die in den nächsten Jahren erfolgreich bewältigt werden müssen:

  • Digitale Transformation
    • Fachkräftemangel
    • MINT-Nachwuchs
    • Digitalisierung und neue Technologien
    • Cybersecurity

  • Transformation des Energie- und Mobilitätssystems
    • Energie- und Rohstoffversorgung
    • Klima- und Umweltschutz
    • Zukunft der Mobilität

  • Die Transformation von Politik und Gesellschaft
    • Good Governance
    • Finanzierungs- und Kapitalmarkt
    • Geopolitische Machtverhältnisse
    • Zukunft Europas
    • Gesellschaftliche Entwicklungen