Ende der Krise oder Krise ohne Ende?

Im Rahmen der langjährigen Zusammenarbeit mit der IV-OÖ gab Prof. Teodoro Cocca einen Wirtschafts- und Finanzmarktausblick für das Jahr 2023 ab.

Foto: IV OÖ

Global erwartet Prof. Cocca für das laufende Jahr ein Wachstum von 2,7 Prozent, wobei ein Wachstum unter drei Prozent ein starkes Abbremsen der Konjunktur signalisiere. Die Entschleunigung des Wirtschaftswachstums sei allerdings ungleich verteilt: Während Cocca trotz eines schwächelnden chinesischen Markts für Asien knapp fünf Prozent Wachstum prognostiziert, seien es vor allem die Märkte in den USA (+1%) und die Eurozone (+0,5%), die stark abbremsen.

Für Oberösterreich sieht Cocca genauso eine Entwicklung nahe der Nulllinie, auch hier bieten die neuesten Daten aber Grund für Optimismus, vor allem für die zweite Jahreshälfte 2023. Es gebe aber auch Faktoren, die sich wachstumshemmend auf Oberösterreichs Industrie auswirken könnten: Einer davon sei der Zugang zu Energie zu global wettbewerbsfähigen Preisen, den zweiten großen hemmenden Faktor für das Wachstum von Oberösterreichs Industrie stellen die demografische Entwicklung und der damit einhergehende Arbeitskräftemangel dar. Gerade wertschöpfungsintensive Wirtschaftszweige und Regionen wie Oberösterreich seien von dieser Entwicklung besonders betroffen und so der Gefahr ausgesetzt, nicht nur kurzfristig Aufträge sondern langfristig Marktanteile zu verlieren. Daher braucht es laut IV-OÖ-Präsident Stefan Pierer zusätzliche Anreize für Mehrleistung. Zu glauben, dass wir unseren Wohlstand mit weniger Leistung erhalten können, sei ein Trugschluss. Eine weitere Fehleinschätzung sei auch die Annahme, dass junge Arbeitskräfte generell nicht leistungswillig sind; es gebe in allen Altersstufen viele Leistungswillige, die Rahmenbedingungen würden jedoch dazu führen, dass sich ein Großteil davon anstelle von Vollzeitarbeit oder Überstunden für die Freizeit entscheide.

Allgemein darf die starke Entwicklung des Standorts Oberösterreich in den vergangenen Jahren laut Cocca nicht als Garantie für die Zukunft gesehen werden. Es gelte, die großen Transformationsprozesse für den Wirtschaftsstandort erfolgreich zu bewältigen. In diesem Zusammenhang betonte er auch die Bedeutung eines ausgeglichenen Haushalts für die Landespolitik. Aktuell ist laut Cocca nicht die Geldpolitik für das Einbremsen der Inflation verantwortlich, sondern der nachlassende Preisdruck an den Rohstoff- und Energiemärkten. Die Notenbanken hätten hingegen mit der expansiven Geldpolitik der letzten Jahre die hohen Inflationsraten von heute mitverursacht. Die im vergangenen Jahr einsetzenden Zinserhöhungen sollten bereits Ende dieses Jahres ihren Höhepunkt erreicht haben. Am Markt erwarte man einen Höchstwert von maximal fünf Prozent beim US-Leitzins, der Höhepunkt in der Eurozone werde voraussichtlich schon im Sommer bei rund drei Prozent erreicht. Über alle Indikatoren hinweg, von der Inflation über Rohstoff- und Frachtpreise bis hin zur Stimmung bei Konsumenten und Unternehmen, sei man zwar noch nicht zum Vorkrisenniveau zurückgekehrt, aber man könne zumindest eines behaupten: „Der Trend geht in die richtige Richtung.“