Die Energiekosten in Europa setzen dem Industriestandort Oberösterreich ganz besonders stark zu und belasten die energieintensiven heimischen Betriebe. Der resultierende Wettbewerbsnachteil führte zu einem Rückgang der Produktion um 4 %. Hinzu kämen die hohen Arbeits- und Lohnstückkosten; es sei entscheidend, dass eine langfristige Lösung für die Sicherheit der Energieversorgung mit grüner Energie gewährleistet wird. Es bedarf einer Krisenintervention, nicht der Krisensubvention, so Franz Gasselsberger, Generaldirektor der Oberbank. Herausforderungen und Investitionen auf dem Weg zu Dekarbonisierung und Versorgungssicherheit Seit Beginn des Ukraine-Kriegs werden Fragen zu Dekarbonisierung, Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit besonders intensiv diskutiert. 2022 wurden an 273 Tagen Redispatch- Maßnahmen ergriffen, um Überlastungen der Stromnetze zu verhindern. Der Energiebedarf in Österreich über alle Energieträger lag 2022 bei 294 TWh; er wird zu 35 % aus Öl, zu 22 % aus elektrischer Energie und zu jeweils 17 % aus Gas und Bioenergie abgedeckt. Die Bruttostromerzeugung erfolgte zu 38 % aus Laufkraftwerken, zu 19 % aus Speicherkraftwerken und zu 16 % aus Erdgas. Aus Wind- und Sonnenenergie wurden 16 % des Stroms erzeugt. Die Industrie alleine benötigt 43 % des erzeugten Stroms und 40,7 % an Gas, 32 % der Gasmenge benötigen Gaskraftwerke in Österreich. Die Dekarbonisierung der Stromversorgung erfordere in unserem Land 70 TWh an Grünstrom, die bis 2030 auf 100 TWh gesteigert werden müssen. Um die Stromerzeugung zu verdoppeln, muss die installierte Leistung verdreifacht werden, da Windräder und Photovoltaikanlagen im Vergleich zu fossilen Kraftwerken deutlich weniger Stunden pro Jahr Strom produzieren. Zusätzlich seien Gaskraftwerke als Back-up notwendig, und über das Jahr müssen 12 %, im Winter sogar 20 % Strom importiert werden, um den Bedarf zu decken. Der Ausbau von Netzen und Speichern sei daher dringend erforderlich. Die Herausforderungen dabei sind lange Verfahren, begrenzte Flächen und Konflikte anstelle von Kooperation zwischen Ländern, Bund und Gemeinden. Der Verbund investiert 1,7 Mrd. Euro ins Netz, 1,2 Mrd. Euro in Wasserkraft und 1,1 Mrd. Euro in neue erneuerbare Energiequellen.
Gesamtkonzept wird benötigt
Die Experten waren sich einig, dass permanente Marktinterventionen vermieden werden sollten. Die Transformation hänge nicht hauptsächlich von der Strompreisfrage ab, sondern erfordere ein Gesamtkonzept für die Standort- und Industriepolitik. Es wurde betont, dass die Gesamtkosten der Energiewende in Österreich von 60 Mrd. Euro letztendlich vom Verbraucher und nicht vom Staat zu tragen seien. Bedauerlicherweise habe Österreich beim Wasserstoff bisher nur ein Strategiepapier ohne konkrete Umsetzungsschritte und Finanzierungszusagen vorgelegt, während Deutschland weiter fortgeschritten sei.