Im Rahmen des traditionellen Adventempfangs der IV-OÖ gab Präsident DI Stefan Pierer einen Rück- und Ausblick über das abgelaufene und das kommende Jahr. Das Jahr 2023 war geprägt von zu spät und zu stark angehobenen Zinsen, überdurchschnittlich hoher Inflation in Österreich und massiv steigenden Personal- und Energiekosten am heimischen Standort. „Österreich befindet sich in der stärksten normalzyklischen Rezession seit 1951, die uns auch 2024 noch vor massive Herausforderungen stellen wird“, betonte Pierer. „Der Ausblick für das kommende Jahr bleibt verhalten, da weder aus den USA noch aus China ein wirtschaftlicher Turbo für Europa erwartet werden kann. Vor allem Deutschland und Österreich bleiben 2024 wirtschaftliche Nachzügler.“
Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner lobte Oberösterreich als besonders krisenfeste Region: „Gerade Oberösterreichs Industrie hat sich in den herausfordernden vergangenen drei Jahren als besonders krisenfest erwiesen. Das hat sich auch im aktuellen Ranking der Industrieregionen der EU gezeigt, in dem unser Bundesland erstmals unter die Top 20 aufgerückt ist. Die Transformation in Richtung erneuerbare Energie und die Digitalisierung bringen für die Unternehmen in unserem Bundesland große Chancen. Um diese nützen zu können, müssen die Rahmenbedingungen richtig gesetzt werden, damit der Standort OÖ wettbewerbsfähig bleibt und Investitionen nicht anderswo getätigt werden. Hier ist vor allem der Bund gefordert, insbesondere bei den Energiepreisen. Oberösterreich leistet seinen Beitrag mit dem oberösterreichischen Standort-Ressort-Budget, das von 299 Mio. Euro 2019 auf mehr als 347 Mio. Euro im kommenden Jahr erhöht worden ist“, so Achleitner im Rahmen des Adventempfangs.
Besonders besorgniserregend ist allerdings der Verlust an Wettbewerbsfähigkeit Österreichs im internationalen Standortwettbewerb. Stark steigende Lohnstückkosten, eine Steuer- und Abgabenquote im EU-Spitzenfeld, zu wenig Fortschritt beim Thema ‚Leistung muss sich lohnen‘ und nationale und europäische Überregulierung sind die Gründe dafür – und wären die Herausforderungen nicht schon groß genug, wird in Österreich auch noch über eine 32-Stunden-Woche diskutiert. „Vom Leistungsprinzip, welches Österreich in den letzten Jahrzehnten wohlhabend gemacht hat, sind wir heute weit entfernt. Manche träumen in unserem Land weiterhin vom leistungslosen Wohlstand“, so Pierer. Völlig unverständlich und zukunftsvergessen sei es auch, dass die öffentliche Hand bereits hohe Gehaltssteigerungen von über neun Prozent für Pensionisten und öffentlich Bedienstete beschlossen hat. Damit steigen die Gehälter im geschützten Sektor stärker als im exponierten privatwirtschaftlichen Sektor. „Man hat den Eindruck, als ob manche in der Politik noch nicht verstanden haben, worum es aktuell geht. Unser Standort steht an einem Kipppunkt. Das Jahr 2024 wird in jedem Fall ein Restrukturierungsjahr für die Betriebe. Großbetriebe werden Arbeitsplätze an andere Standorte verlagern, KMUs werden besonders unter Druck kommen.“
Die konjunkturellen Probleme werden sich später als erhofft auflösen, die strukturellen Probleme des Standorts bleiben aber. „Was es jetzt braucht, ist professionelle Standortpolitik: Runter mit den Kosten für Unternehmen, mehr Anreize für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, mehr und länger zu arbeiten, und schnellere Verfahren bei Investitionsprojekten“, betonte Pierer. Stark beeinflusst wird das Jahr 2024 von enorm bedeutsamen Wahlen in den USA, der EU wie auch in Österreich. Damit steht die weltweite Entwicklung an einer Weggabelung, die großen Einfluss auf die weitere Entwicklung der oö. Industrie nehmen wird. „In solch volatilen Zeiten müssen das Gespräch und der Zusammenhalt gesucht werden und nicht der Konflikt und die Abschottung“, meinte IV-OÖ-Präsident Stefan Pierer abschließend.