Quo vadis, Industrie?

Wie angesichts wachsender geopolitischer Herausforderungen die Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandorts Oberösterreich gesichert werden kann, stand im Zentrum einer Diskussion im Rahmen des Industrie-Empfangs 2023 in der Kepler Hall der JKU Linz.

Erstmals fand der Industrie-Empfang am imposanten neuen Campus der JKU Linz statt. Dort waren sich alle Teilnehmer einer von Corinna Milborn moderierten Diskussionsrunde (bestehend aus IV-OÖ-Präsident Stefan Pierer, IV-Präsident Georg Knill, Ökonom Lars Feld und Landeshauptmann Thomas Stelzer) einig, dass sich Europa aktuell in die falsche Richtung entwickelt. Während andere Staaten und Regionen über Anreize und Incentivierung ihre politischen Ziele umzusetzen versuchen, bestehe Europas Wirtschaftspolitik vor allem aus dem Aufstellen zusätzlicher bürokratischer Hürden, stellte Georg Knill fest. Auch Stefan Pierer betonte, dass sich Europa zum Stillstand reguliere: Österreichische Unternehmer, die hier ihre Zentralen hätten, würden ihre Burgen zwar als Letztes aufgeben, investieren müsse man aber mittlerweile in anderen Weltregionen.


Weniger Bürokratie, mehr Leistung

Für Prof. Lars P. Feld, den Beauftragten des deutschen Bundesministers der Finanzen für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung, stand fest, dass Energie und Arbeitskraft in Europa auch zukünftig teurer sein werden als in anderen Weltregionen. Um im globalen Wettbewerb bestehen zu können, müsse Europa deshalb daran arbeiten, Kosten in anderen Bereichen zu reduzieren. Die wichtigsten Felder zur Kostensenkung wären Steuerlast und Bürokratie; vor allem der bürokratische Aufwand sei für Unternehmen in Europa mittlerweile viel zu hoch.

Klare Worte fand Feld auch für die aktuellen Entwicklungen am Arbeitsmarkt: Angesichts der demografischen Entwicklung könne man das aktuelle Wohlstandsniveau nur mit der Bereitschaft zu Mehrarbeit halten, Pläne wie die 32-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich seien der falsche Weg. Qualifizierte Zuwanderung könne zwar einen wichtigen Beitrag zur Linderung des Arbeitskräftemangels leisten, man dürfe aber nicht ausschließlich darauf setzen.

Im Bewältigen der grünen Transformation fordert Feld mehr internationale Kooperation. Neben zusätzlichen Mitteln für Forschung & Entwicklung müssten sich die wesentlichen Industrienationen auf einen weltweit gültigen Mindestpreis für CO2 einigen, um bei der Dekarbonisierung faire Wettbewerbsbedingungen zu garantieren.