„Man kann sich ins eigene Knie schießen, wenn man das möchte, aber nur, wenn es keine Auswirkungen auf das gesamte Umfeld hat. Das jedoch hat der Gehaltsabschluss von 4,2 Prozent in der Wirtschaftskammer“, sagen Präsident Thomas Bründl und Geschäftsführer Joachim Haindl-Grutsch im Namen der OÖ. Industrie. „Gerade eine Institution, die in der Bundesverfassung verankert ist und damit einen privilegierten Schutzstatus genießt, sollte mit besonderer Verantwortung handeln. Doch diese Entscheidung zeigt das Gegenteil: Statt Maß zu halten, gießt die Wirtschaftskammer Öl ins Inflationsfeuer“, so Bründl und Haindl-Grutsch weiter. „Viele Mitglieder haben sich aufgebracht bei uns gemeldet.“
Im geschützten Bereich ohne „Skin in the Game“
Die Wirtschaftskammer ist keine private Interessensvertretung, sondern eine Körperschaft öffentlichen Rechts – mit Pflichtmitgliedschaft und garantierter Finanzierung. Das verpflichtet. „Wenn ausgerechnet eine verfassungsrechtlich abgesicherte Organisation die Kostenlawine weiter antreibt, dann ist das kein Vorbild, sondern eine Mahnung: Verantwortung beginnt dort, wo andere keine Wahl haben“, betonen der Präsident und der Geschäftsführer der IV OÖ.
Der Schriftsteller und Risikoforscher Nassim Nicholas Taleb prägte den Begriff „Skin in the Game“ – also das Prinzip, dass nur jener glaubwürdig handelt, der auch selbst die Konsequenzen seiner Entscheidungen trägt.
„Die Wirtschaftskammer zeigt das Gegenteil: Sie agiert im geschützten Raum, abgeschirmt von Marktmechanismen, aber mit unmittelbaren Folgen für jene, die tagtäglich im Wettbewerb stehen. Ohne eigenes Risiko lässt sich leicht großzügig sein – doch die Rechnung zahlen die Betriebe.“
Verlust an Glaubwürdigkeit und Kollateralschaden enorm
Eine 4,2-Prozent-Erhöhung in Zeiten der Stagflation und stark gestiegener Standortkosten ist nicht nur symbolisch verheerend. Sie signalisiert, dass selbst jene, die Wirtschaft im Namen tragen, den Ernst der Lage verkennen.
„Österreich kämpft um jeden Arbeitsplatz, um jede Investition. Da braucht es Signale der Vernunft – keine Reflexe der Besitzstandswahrung“, sagen Bründl und Haindl-Grutsch. „Die Wirtschaftskammer steht in der Verfassung – aber außerhalb jeder wirtschaftlichen Realität. Wer ohne Skin in the Game Entscheidungen trifft, gefährdet das, was andere mit harter Arbeit sichern: den Wohlstand dieses Landes“, so die Beiden abschließend. „Der Verlust an Glaubwürdigkeit für die Wirtschaftskammer und der Kollateralschaden für den Standort Österreich sind enorm.“

