Wer den Aufschwung will, muss das Steuer in die Hand nehmen.

Die wirtschaftlichen Nachrichten drehen für Österreich nicht ins Positive. „Die heimische Wirtschaft verharrt in der Stagflationsfalle. Fehlendes Wirtschaftswachstum gepaart mit hoher Inflation sind Gift für das Land“, betont der Geschäftsführer der Industriellenvereinigung Oberösterreich (IV OÖ) Dr. Joachim Haindl-Grutsch.

Was Stagflation bedeutet
Stagflation bedeutet, die Wirtschaftsleistung stagniert und die Inflation bleibt hoch. Unternehmen investieren weniger, die Produktivität geht zurück, viele Betriebe reagieren mit Entlassungen. Die Preise steigen weiter, der Konsum sinkt und Ersparnisse verlieren real an Wert. Haushaltsdefizite und Staatsverschuldung steigen, dem Staat fehlen die Mittel zur Konjunkturankurbelung. Die Lohn-Preis-Spirale erhöht soziale Spannungen. Die Wettbewerbsfähigkeit sinkt weiter, das Kapital fließt in stabilere Volkswirtschaften ab. Investoren verlieren Planungssicherheit, die Bürger passen ihr Verhalten an die hohe Inflation an, die Angst um den Arbeitsplatz nimmt zu. „Österreich erlebt ein Jahrzehnt der wirtschaftspolitischen Ratlosigkeit. Das aktuelle Szenario Stagflation bedarf einer dringenden und konsequenten Problemlösung“, so Haindl-Grutsch.

Die Konjunktur-Ergebnisse im Detail
Die aktuelle Stimmungslage in der OÖ. Industrie zeigt sich unverändert, wie aus den Ergebnissen der Konjunkturumfrage der IV OÖ über das dritte Quartal 2025 (110 teilnehmende Firmen mit insgesamt rund 110.943 Beschäftigten) hervorgeht. Während die aktuellen Indikatoren tief im negativen Bereich verharren, zeigen auch die Werte für die nächsten drei bis sechs Monate keinen aufkeimenden Optimismus an.

Die aktuelle Geschäftslage bleibt mit -23 Punkten nahezu unverändert zum Vorquartal (-24 Punkte). Der Auftragsbestand derzeit (-22 Punkte nach -16 Punkten) und die Auslandsaufträge derzeit (-20 Punkte nach -17 Punkten) verschlechtern sich wieder.

Der zarte Optimismus der letzten Umfrage im Ausblick auf die nächsten sechs Monate hat sich nicht materialisiert und wurde um ein Quartal parallel verschoben: Damit stagniert die Einschätzung der Geschäftslage in sechs Monaten bei +19 Punkte (nach +17 Punkten im Vorquartal). Auch die Auslastung der Produktionskapazitäten in drei Monaten (+20 Punkte nach +19 Punkten) bleibt unverändert. Die Einschätzungen der Produktionstätigkeit in drei Monaten (-1 Punkte nach -4 Punkten) und der Verkaufspreise in drei Monaten (-4 nach +2 Punkten) befinden sich allerdings erneut im negativen Bereich. 

Die derzeitige Ertragssituation verschärft sich weiter (-42 nach -39 Punkten). Auch bei der Ertragssituation in sechs Monaten (+4 Punkten nach +3 Punkten) bleiben die Werte nahezu unverändert an der Nulllinie. Die Einschätzung für den Beschäftigtenstand in drei Monaten bleibt mit -39 Punkten (nach -38 Punkten) weiterhin im tief negativen Terrain. Mit 49 Prozent setzen die Hälfte der Betriebe den Personalabbau fort, nur 11 Prozent planen hingegen einen Mitarbeiteraufbau. Der Personalabbau beschleunigt sich damit weiter. Der Verlust hochwertiger Industriearbeitsplätze setzt sich fort, die schleichende Deindustrialisierung ist ungebremst in Gang.

Das Konjunkturbarometer, das sich als Mittelwert aus der aktuellen Geschäftslage und der Geschäftslage in sechs Monaten errechnet, liegt mit –2 Punkten weiterhin im negativen Bereich (nach –3,5 Punkten im Vorquartal). Der Wert wird weiter von der Hoffnung getragen, dass die nächsten sechs Monate einen Stimmungsumschwung bringen.

Wirtschaftliche Stagnation kann lange dauern
Dieser Stimmungsumschwung wird sich allerdings nur durch entsprechende standortpolitische Maßnahmen einleiten lassen. „Optimismus allein reicht nicht, um eine festgefahrene Volkswirtschaft wieder in Schwung zu bringen. Zuversicht ist das Ergebnis von Reformarbeit, nicht der Ersatz.“ Das Licht am Ende des Tunnels wird Österreich erst dann zu sehen bekommen, wenn es Maßnahmen setzt, die das Vertrauen der Industrie in den Standort stärkt, Anreize für Investitionen schafft, Steuern senkt statt erhöht, Strukturen modernisiert und Bürokratie entschlackt. Nur die Lösung der Standortprobleme kuriert die Krankheit, während planwirtschaftliche Eingriffe nur die Symptome kurzfristig abmildern.

„Italien hat 20 Jahre gebraucht, um kostenseitig wieder wettbewerbsfähig zu werden. Jetzt wird es Österreich bei der Arbeitslosigkeit überholen, etwas, was in den 2010er Jahren als undenkbar galt. Die Erwartungshaltung gegenüber der Bundesregierung bei der Industriestrategie sowie den Maßnahmen zum Bürokratieabbau sind hoch, jetzt muss geliefert werden. Wer den Aufschwung will, muss das Steuer selbst in die Hand nehmen“, betont Haindl-Grutsch abschließend.

Zur Befragungsmethode
An der jüngsten Konjunkturumfrage der IV beteiligten sich in Oberösterreich 110 Unternehmen mit rund 110.943 Beschäftigten. Bei der Konjunkturumfrage der IV kommt folgende Methode zur Anwendung: Den Unternehmen werden drei Antwortmöglichkeiten vorgelegt: positiv, neutral und negativ. Errechnet werden die (beschäftigungsgewichteten) Prozentanteile dieser Antwortkategorien, sodann wird der konjunktursensible „Saldo“ aus den Prozentanteilen positiver und negativer Antworten unter Vernachlässigung der neutralen gebildet.