

Aufbruch alternativlos
Bei den Oberbank Industrie-Gesprächen schilderte voestalpine CEO Herbert Eibensteiner welche Rahmenbedienungen für die erfolgreiche Transformation des energieintensiven Konzerns notwendig sind.
Die Oberbank Industrie-Gespräche von Oberbank, IV Oberösterreich und den OÖN bilden den traditionellen Veranstaltungsauftakt im Herbst. Im Mittelpunkt steht dabei immer die Präsentation eines Leitbetriebes der OÖ. Industrie. Diesmal war Oberösterreichs Paradebetrieb, die voestalpine AG, an der Reihe. Dem eindrucksvollen Vortrag von CEO Herbert Eibensteiner folgten mehr als 1.000 Teilnehmer.
Oberbank Generaldirektor Franz Gasselsberger gratulierte in seiner Eröffnungsrede der voestalpine zum 30. jährigen Börsenjubiläum – seit dem IPO am 9. Oktober 1995 hat sich das Unternehmen stark gewandelt. Der Schritt an den Kapitalmarkt eröffnete neue Möglichkeiten, veränderte die Governance und führte zu einer Loslösung vom politischen Einfluss, ein wichtiger Meilenstein. Von dieser Unabhängigkeit profitieren nicht nur die Aktionäre, sondern auch die Mitarbeiter, die Kunden, die Zulieferbetriebe, insgesamt der Wirtschaftsstandort Österreich gleichermaßen.
IV OÖ-Präsident Thomas Bründl betonte in seinem einleitenden Statement, dass der Aufbruch für Österreich alternativlos sei. Er schilderte die besorgniserregend schlechten volkswirtschaftlichen Daten des Standortes. Österreich ist Schlusslicht in Europa beim Wirtschaftswachstum, hat den stärksten Lohnstückkostenanstieg zu verzeichnen und leistet sich die höchsten Sozialausgaben in Prozent des BIP in der OECD. Der Abstieg im IMD-Ranking wird gerade im Vergleich mit der ähnlich strukturierten Volkswirtschaft Dänemark in den letzten Jahren dramatisch sichtbar. Österreich verfügt weiterhin über tolle Unternehmen mit hervorragenden Mitarbeitern und hoher Technologiekompetenz, aber die Verpackung „Made in Austria“ ist zu teuer geworden. Eine Kurskorrektur ist notwendig. Wie schaffen wir den Aufbruch? Österreich braucht wieder mehr Marktwirtschaft und einen schlankeren Staat mit sinkenden Steuern und weniger Bürokratie anstelle einer immer stärker wachsenden Staatswirtschaft, sowie einen wettbewerbsfähigen Industriestandort, in dem Leistung belohnt wird.
voestalpine-CEO Herbert Eibensteiner präsentierte die eindrucksvollen Eckdaten des Konzerns. 50.000 Mitarbeiter erwirtschaften einen Umsatz von 15,7 Mrd. EUR an 500 Standorten in 50 Ländern auf fünf Kontinenten. Er nannte als zentrale Herausforderungen die zunehmende Deglobalisierung mit immer mehr Handelsbarrieren, den demographischen und sozio-kulturellen Wandel verbunden mit dem weltweiten Kampf um Talente, den beschleunigten technischen Fortschritt beispielsweise mit 120 KI-Anwendungen allein im Linzer Werkt sowie die Herausforderungen rund um die grüne Transformation. Der Prozess der Umstellung auf Elektrolichtbogenöfen anstelle von Hochöfen zur CO2-Reduktion ist in vollem Gange. Allein im ersten Schritt werden 1,5 Mrd. EUR investiert und 30 Prozent CO2 eingespart. Technologisch und wirtschaftlich enorm komplex wird der finale Schritt, bis 2050 Roheisen auf Wasserstoffbasis zu produzieren.
Zum Schluss nannte Eibensteiner konkrete Forderungen an die Politik. Die Wettbewerbsfähigkeit sei zwar in der Zwischenzeit das erklärte Ziel der Politik, aber bisher gäbe es keine konkreten Umsetzungen. Um die Transformation fortzuführen und gleichzeitig Wohlstand zu sichern, braucht die energieintensive Industrie jetzt:
- eine Verlängerung der ETS-Freizertifikate
- eine Zweckbindung der ETS-Einnahmen im Budget für die Transformationsunterstützung der Industrie
- einen raschen Ausbau erneuerbarer Energie inklusive Netze
- eine Klimapolitik, die nicht nur in immer strengeren Zielen, sondern in Umsetzungen denkt
- eine Verlängerung der Strompreiskompensation bis 2030
- eine Lösung des Zoll-Wahnsinns
In der abschließenden Talkrunde forderte der IV OÖ-Präsident die Simplifizierung der Prozesse der öffentlichen Hand. Zusätzlich müsse die Merit-Order zur Strompreisermittlung überdacht werden. Bründl und Eibensteiner betonten die Notwendigkeit einer Lohnnebenkostensenkung sowie die Verantwortung der Sozialpartnerschaft bei den kommenden Lohnverhandlungen der Metaller, eine Kurskorrektur sei überfällig.