Arbeit, Soziales, Gesundheit

Ja zu Arbeit und nein zu 32 stunden

Einstellung der Menschen zur Arbeit ist entscheidend für den Erfolg von Österreich – Aktuelle Spectra-Umfrage zeigt pessimistisches Bild der Bevölkerung zur zukünftigen Wohlstandsentwicklung auf – Ausbildung, Leistung, Forschung und Reformen sind die Antworten, die die Politik aus Sicht der oö. Bevölkerung geben sollte – 32 Stunden-Woche wird klar abgelehnt – Freude an der Arbeit mit Leistungsanreizen weiter stärken

Die Industriellenvereinigung Oberösterreich (IV OÖ) beauftragte Spectra Marktforschung mit einer Umfrage in der oberösterreichischen Bevölkerung zum Thema Wohlstand und der Einstellung zur Arbeit. Die Erhebung richtete sich an 805 Personen, repräsentativ für die oberösterreichische Bevölkerung ab 16 Jahren und wurde im Herbst dieses Jahres durchgeführt. Die Studie orientiert sich an den Erkenntnissen von Nobelpreisträger Edmund Phelps zum Zusammenhang der Einstellung der Menschen zur Arbeit in Relation zur Innovations- und Produktivitätskraft eines Landes. „Vor diesem Hintergrund wurde eruiert, wie die Bevölkerung den Wohlstand unseres Landes derzeit einschätzt, welche Erfolgsfaktoren dahinter stecken und welche Schlüsse die Menschen in Oberösterreich daraus für eine positive Zukunftsentwicklung ziehen“, erklärt der Geschäftsführer der IV OÖ, Dr. Joachim Haindl-Grutsch

Österreich – Land des Wohlstandes
Zwei Drittel der Oberösterreicher (66%) sind der Meinung, dass es in Österreich einen sehr hohen (23%) bzw. hohen (43%) Wohlstand gibt. Ein Segment von einem guten Viertel (28%) beurteilt den Wohlstand in unserem Land mit dem Attribut „mittel“. Nur 5 Prozent meinen, dass es in Österreich einen geringen oder sehr geringen Wohlstand gibt.

Foto: IV OÖ

Frage: Wussten Sie, dass Österreich in den letzten 30 Jahren, im Vergleich zu den meisten anderen Länder der Welt, zu einem der wohlhabendsten Staaten geworden ist oder wussten Sie das nicht?




Im Zusammenhang mit der Wohlstandsfrage tritt ein erstaunlicher Befund zutage. Fast drei Viertel der Bevölkerung (71%) wissen, dass Österreich in den letzten 30 Jahren zu einem der wohlhabendsten Staaten der Welt geworden ist. Dieses Wissen zieht sich mehr oder weniger gleichermaßen durch alle demografischen, Bildungs- und Einkommenssegmente.

Erkundigt man sich nach den Gründen, warum sich Österreich so erfolgreich entwickelt hat, dann werden folgende Aspekte angeführt. Besonders im Vordergrund stehen dabei zwei Punkte, hervorgehoben von über 60% (TopBoxWert) der Oberösterreicher:

  • Durch den Fleiß, die hohe Leistungsbereitschaft der Menschen (69%)
  • Durch die Möglichkeit, dass sich Menschen etwas aufbauen konnten (65%)

Ebenfalls deutlich betont werden folgende Faktoren (TopBoxWerte zwischen 57% und 48%) –

  • Durch die Forschungs- und Innovationskraft der Unternehmen (57%)
  • Durch den Exporterfolg der Unternehmen im globalen Wettbewerb (55%)
  • Durch die gute Bildung und Ausbildung der Menschen durch unsere Schulen und Universitäten (53%)
  • Durch die Gestaltungskraft und Kreativität der Menschen (53%)
  • Weil Unternehmen den Ideenreichtum und Erfindergeist von Mitarbeitern gefördert haben, wodurch erfolgreiche Produkte entstanden sind (50%)

  • Durch das Funktionieren der Sozialpartnerschaft und ein sehr gutes Sozialsystem (48%)
Foto: IV OÖ

Frage: Was sind Ihrer Meinung nach die Gründe, warum sich Österreich so erfolgreich entwickelt hat? Bitte geben Sie bei jedem der Gründe an, ob Sie voll und ganz, teilweise oder gar nicht zustimmen.

Bemerkenswert ist die Einschätzung der Bevölkerung im Hinblick auf die Frage, ob heute noch dieselben Erfolgsfaktoren bestehen, die zu unserem Wohlstand geführt haben wie damals oder ob diese Erfolgsfaktoren heute nicht mehr bestehen. Nur 22% der Oberösterreicher meinen, dass dieselben Erfolgsfaktoren nach wie vor bestehen. Die Hälfte glaubt, dass diese Faktoren zumindest zum Teil noch vorhanden sind, während 23% davon ausgehen, dass diese Erfolgsfaktoren nicht mehr gegeben sind. 

Foto: IV OÖ

Frage: Sie haben jetzt die Gründe genannt, warum sich Österreich in den letzten 20-30 Jahren so erfolgreich entwickelt hat. Bestehen heute noch dieselben Erfolgs-Faktoren, die zu unserem Wohlstand geführt haben wie damals oder bestehen diese Erfolgs-Faktoren heute nicht mehr?




Warum befürchten die Oberösterreicher den Abstieg?

Aufschlussreich sind die Vorstellungen im Hinblick darauf, welche Faktoren sich im Vergleich zu den früheren Jahren geändert haben, wenn man bei jenen nachfragt die meinen, dass die Erfolgsfaktoren nicht mehr oder nur mehr zum Teil gegeben sind.

Die Antworten zeigen ein klares Bild, welches sich für Reformen und gegen Arbeitszeitverkürzung und den „Nanny-Staat“ ausspricht:

  • Wir verschieben laufend notwendige Reformen (59%)
  • Wir streben zu sehr nach Arbeitszeitverkürzung (45%)
  • Wir rufen immer wieder zu oft „der Staat soll das regeln, der Staat soll uns versorgen“ (41%)
  • Wir neigen dazu, eher Bestehendes zu verwalten als Neues zu schaffen (41%)
  • Work-Life-Balance steht zu stark im Vordergrund (39%)
  • Wir neigen dazu, uns auf dem Erreichten auszuruhen (32%)  
Foto: IV OÖ

Frage: Hier sehen Sie nun einige Gründe, was sich möglicherweise bei uns geändert hat. Geben Sie bitte an, welche Dinge bei uns in Österreich derzeit im Vordergrund stehen.

Realistischer Blick auf die Welt
Eine Schlüsselfrage ging dem Thema nach, ob wir unseren Wohlstand in den nächsten 20-30 Jahren halten oder sogar noch weiter steigern können oder ob der Wohlstand bei uns eher sinken wird. Die Einschätzung fällt überwiegend pessimistisch aus. Eine Mehrheit von 59% der Oberösterreicher geht davon aus, dass unser Wohlstand sinken wird. Dem gegenüber steht ein Segment das hoffnungsvoll ist, in der Größe von 31%, die meinen, dass wir unseren Wohlstand halten werden können. Nur 5 Prozent sind optimistisch, dass wir unseren Wohlstand weiter steigern können.

Foto: IV OÖ

Frage: Was vermuten Sie, werden wir unseren Wohlstand in den nächsten 20-30 Jahren halten können oder sogar weiter steigern können oder wird der Wohlstand bei uns eher sinken?




Wie schätzt die Bevölkerung die weltweite Entwicklung des Wohlstandes in den nächsten 20-30 Jahren in ausgewählten Regionen ein? Die Antworten zeigen ein sehr realistisches Bild:

  • 43% der Oberösterreicher gehen davon aus, dass der Wohlstand in China in den nächsten 20-30 Jahren steigen wird, 22% vermuten, dass er niedriger sein wird und 23% vermuten ein Gleichbleiben.
  • Für Indien sehen 49% eine Steigerung des Wohlstandes voraus, 19% ein Gleichbleiben und 20% ein Sinken.
  • Für die USA glauben 42%, dass der Wohlstand sinken wird, 35% tippen auf ein Gleichbleiben und 11% nehmen an, dass der Wohlstand in den nächsten 20-30 Jahren höher sein wird.
  • Am pessimistischsten sind die Oberösterreicher für Europa. Fast die Hälfte der Bevölkerung (46%) hat den Eindruck, dass der Wohlstand in der Europäischen Union abnehmen wird, 39% glauben, dass er gleichbleiben wird und nur 7% erwarten eine Verbesserung. 

Wie bleibt Österreich auf Erfolgskurs?

In Anbetracht der ökonomischen Umbrüche, die weltweit passieren, ging die Erhebung auch auf die Frage ein, welche Maßnahmen aus Sicht der Bevölkerung gesetzt werden sollten, um Österreich weiterhin auf Erfolgskurs zu halten. Folgende Prioritäten werden gesehen:

An der Spitze steht dabei, gefordert von 78%, „Die Ausbildung der Menschen zu verbessern“.

  • Ebenfalls in hohem Ausmaß (67%) pocht man darauf „Leistung und Mehrarbeit stärker anzuerkennen und steuerlich zu fördern“.
  • Danach wird jeweils von 58% verlangt „Noch mehr in Forschung und Entwicklung zu investieren“ und „Reformen umzusetzen, die unser Land stärker machen“.
  • Eine Absage erteilt man der Idee (nur für 12% sehr wichtig) „Den Staat stärken, der Staat soll vermehrt in die Wirtschaft eingreifen“.

Und „Nichts verändern, alles zu lassen wie es ist, weil Österreich derzeit sehr gut unterwegs ist“ ist undenkbar, denn nur 6% votieren für diese Maßnahme.

Foto: IV OÖ

Frage: Was sollte Österreich Ihrer Meinung nach tun, um auch in Zukunft weltweit erfolgreich zu bleiben? Geben Sie bitte an, ob die folgenden Maßnahmen sehr wichtig, wichtig, weniger wichtig oder gar nicht wichtig sind.



Beschleunigt setzt sich der Abwärtstrend jedoch bei den in die Zukunft gerichteten Indikatoren das neunte Quartal in Folge fort. Die Einschätzung der Geschäftslage in sechs Monaten fällt besonders stark von -23 auf -62 Punkte. Zunehmend negativ werden auch die Produktionstätigkeit in drei Monaten (von -37 auf -43 Punkte) und die Auslastung der Produktionskapazitäten in drei Monaten (von -41 auf -51 Punkte) gesehen. Das wirkt sich auch direkt auf die Einschätzung für den Beschäftigtenstand in drei Monaten aus, welche markant von -8 auf -47 Punkte fällt. Haben im zweiten Quartal noch lediglich 18 Prozent der Unternehmen einen Rückgang der Beschäftigten gemeldet, sind es im dritten Quartal knapp die Hälfte aller befragten Betriebe, die einen Personalabbau befürchten. „Der Abschwung kommt jet

Klare Ablehnung der 32-Stunden-Woche

Im Zusammenhang mit den Maßnahmen, die gesetzt werden sollten, um Österreich weiterhin auf Erfolgskurs zu halten, interessierte im Besonderen das Thema 32-Stunden-Woche: Die Mehrheit der Oberösterreicher erteilt dem Babler-Vorschlag, die Arbeitszeit auf 32 Stunden bei vollem Lohnausgleich zu kürzen, eine klare Absage. 61% sind der Ansicht, dass dieser Schritt eine Gefahr für den Erhalt unseres Wohlstandes darstellt, nur 29% gehen davon aus, dass sich Österreich diese Entscheidung leisten kann.

Foto: IV OÖ

Frage: Wie denken Sie über die Verkürzung der Arbeitszeit? Können wir es uns leisten, in den nächsten Jahren nur mehr 32 Stunden bei vollem Lohnausgleich zu arbeiten oder stellt das eine Gefahr für den Erhalt unseres Wohlstandes dar?





Besonders hervor sticht in der Umfrage auch die positive Einstellung der befragten berufstätigen Oberösterreicher zur Arbeit. Die am häufigsten genannten Antworten sind:

  • Mir macht meine Arbeit sehr viel Spaß (TopBox 51%).
  • In meiner Arbeit, meinem Unternehmen ist man immer offen für neue Ideen und wird ermutigt, neue Ideen zu bringen (TopBox 37%).
  • Der Erfolg von anderen Unternehmen ist immer eine Motivation, sich noch mehr anzustrengen, es ihnen gleich zu tun (TopBox 36%).

Am wenigsten Zustimmung erfahren dabei:

  • Ich betrachte meine Arbeit in erster Linie als Brot-Erwerb und weniger als Berufung (TopBox 22%)
  • Die Arbeit, die ich mache, begeistert mich zwar nicht, aber ich mache das Beste daraus (TopBox 18%)
  • In meiner Arbeit / Firma lautet das Motto: „Macht das, was euch gesagt wird“. An Vorschlägen und Ideen ist man nicht sonderlich interessiert (TopBox14%).

Wohlstand erhalten durch Ausbildung, Leistung, Forschung und Reformen 

„Die Einstellung der Menschen zur Arbeit ist entscheidend dafür, ob der Standort Österreich auch in Zukunft durch Innovation und hohe Produktivität weltweit erfolgreich ist und damit den Wohlstand der Bevölkerung erhalten und ausgebaut werden kann“, betont Haindl-Grutsch. Die aktuelle Umfrage leistet dafür wertvolle Erkenntnisse. Der Wohlstand in Österreich wird als sehr hoch eingeschätzt. Gerade Oberösterreich konnte sich in den letzten 25 Jahren wirtschaftlich außergewöhnlich positiv entwickeln und den Wohlstand enorm steigern. Zusätzlich wirkt das soziale Netz für jene (und weit darüber hinaus), die es benötigen.

Gleichzeitig haben die Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher ein sehr klares Bild davon, dass die Erfolgsfaktoren für die Wohlstandsschaffung in der Vergangenheit – Fleiß, Leistungsbereitschaft, Innovation oder Bildung – heute nicht mehr in gleichem Maße bestehen. Vor allem der Reformunwille, der Wunsch, immer weniger zu arbeiten und ein alle versorgender „Nanny-Staat“ werden als Gründe genannt, warum der Abstieg befürchtet wird. Eine Mehrheit geht daher davon aus, dass unser Wohlstand sinken wird, während er in China und Indien deutlich zunehmen wird. Der vieldiskutierten 32 Stunden-Woche wird eine klare Absage erteilt. „Die Menschen spüren sehr klar, dass eine Arbeitszeitverkürzung eine Sackgasse ist, die die Österreicher massiv Wohlstand kosten würde. Viel stärker sollten man darauf setzen, die vorhandene Freude an der Arbeit mit Anreizen weiter zu stärken, damit sich Leistung stärker lohnt.“

 „Die Bevölkerung hat eine sehr realistische Einschätzung, wie unser Land in eine erfolgreiche Zukunft gehen kann. Die Antworten, die die Politik geben sollte, sind aus Sicht der Bevölkerung klar. Ausbildung, Leistung, Forschung und Reformen sind die Schlagworte dazu, die von der Bevölkerung mehrheitlich gutgeheißen werden“, erklärt IV OÖ-Geschäftsführer Joachim Haindl-Grutsch abschließend.